Romantisch- ironisches Märchen

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Landestheater, Linz

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Landestheater, Linz

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Mit Carl Maria von Webers romantischer Oper "Der Freischütz" haben sich so manche Regisseure schon schwer getan. Alberne Konventionen befriedigen heute ebenso wenig wie das hilflose Experimentieren mit den gattungseigenen Klischees. Am Linzer Landestheater setzte Kurt Palm in kluger Distanz auf eine romantische Ironie nach Heinrich Heine und inszenierte die "deutsche Volksoper" auf karger, waldloser Bühne in fellwarmen Kostümen als ein episch ausgebreitetes Märchen.

Textschöpfer Friedrich Kind sitzt in der Gestalt eines Buben (Julian Langwiesner) am Schultisch vor dem Vorhang und liest szenenapplausbehindernd die Parabelerzählung von Gut und Böse vor. Das wirkte zugegeben belehrend, schärfte aber auch den Blick auf Palms geschickt durchgezogenes Konzept eines ganz auf die Figuren konzentrierten, stets in verzweifelte Ängste verstrickten Psychodramas. Dämonie, Gespensterspuk, billige Gags zählen nicht. Der Teufel bleibt kalt und am Ende, wenn Max sein Probejahr auferlegt bekommt, ist große Ratlosigkeit für alle angesagt.

Die Musik schüttet ihren Kammermusikzauber aus so wie das Bruckner Orchester unter Ingo Ingensand delikat spielt und der Chor seine Stimmkultur entfaltet. Scharf bezeichnete Charaktere fordern und erfüllen auch ihren gesanglichen Anspruch von Bettina Jensen als pianoherrliche Agathe, von der entzückend quirlig-lustigen Andrea Lang als Ännchen, von Stephen Gould als überlegener Max, von Klaus-Dieter Lerche als der rachsüchtige Bösewicht Caspar.

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