Schwabs beißende Fäkalkunstschwaden

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Der Autor, der nun im Werkraum des Tiroler Landestheaters brilliert, ist nicht alt geworden. Er schrieb die Wirklichkeit von einer Wirklichkeit ab, die für den manisch produzierenden Senkrechtstarter, Sprachjongleur und Brachialdramatiker Werner Schwab (1958-1993) ein Gruselkabinett voller Alltagszombies war. Doch füllten seine Radikalkomödien im deutschsprachigen Bühnenraum offensichtlich eine Marktlücke. Und wenn er nicht gestorben wär', wer weiß, welch monströse Kopfgeburten seinem "Schädelfleisch" noch entsprungen wären!

Vergleichsweise zahm kommt Werner Schwabs Erstling "Die Präsidentinnen" daher, obwohl die herrlich agierenden Clofrauen Helga Pulmer, Johanna Lindinger, Claudia Stanislau ihre Besen recht tief in die Brühe der "unteren Wörter" hinunterstoßen. Enttäuscht vom erbarmungswürdigen wirklichen Leben und ihren "leibeigenen Kindern", geizig, bigott oder "auf den Hund gekommen" lechzen sie nach Fernsehglück und nähren sich von Wunschträumen.

Grell-grotesk zwischen Dix, Deix und Grosz siedelt Regisseur Ernst Gossner diese Menschen-Monster auf dem anfangs noch recht ergötzlichen Wortmüll des Autors an. Zum schwabmakabren Endmorden dräut es aber so gewaltig aus allen Aborten, daß auch der letzte Lacher aus dem Zuschauerraum von den beißenden "Fäkalkunstschwaden" des Stückes erstickt wird. Starker Applaus.

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