Schwarz auf Weiß – ein Film und viele Klischees

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Er war bereits türkischer Gastarbeiter, Reporter der Bild-Zeitung und Callcenter-Mitarbeiter – nun schlüpft Journalisten-Legende Günter Wallraff in die Rolle eines somalischen Migranten, um die Fremdenfeindlichkeit seiner Landsleute in den Fokus seiner Kamera zu rücken. Das Resultat seiner Undercover-Aktion: die Film-Doku „Schwarz auf Weiß“, in der er mit Afro-Perücke und schwarzer Körperfarbe getarnt „Eine Reise durch Deutschland“ unternimmt, um den Alltagsrassismus zu demaskieren. Nicht nur, dass das „soziale Gewissen Deutschlands“ bei seinem Ausländer-Selbstversuch mit plakativen Methoden à la Michael Moore arbeitet, liefert Wallraff mit dem optischen Auftritt seines Film-Alter-Egos gleich selbst sämtliche Klischees mit. Es ist zweifellos eine Schande, dass der Besuch eines Fußballspiels für einen Menschen aus einem anderen Kulturkreis zum (lebensbedrohenden) Spießrutenlauf wird. Wenn ein Schwarzer im 70er-Jahre-Look allerdings eine Horde Fußball-Hooligans mit Fragen nervt, verblüfft deren Reaktion – von wüster Beschimpfung bis Bedrohung – nicht wirklich.

Es würde ihn ja freuen, wenn er sagen könnte, „wir sind ein unheimlich ausländerfreundliches tolerantes Land“, erklärt Wallraff zu Beginn – dass es dann anders kommt, liegt nicht zuletzt an der Auswahl der Film-Szenen, die sich wie rassistische Puzzleteile zu einem ausländerfeindlichen Gesamtbild zusammenfügen. Den Finger auf offene Integrationswunden zu legen, ist wichtig, gerade von Querdenker Wallraff hätte man aber statt Schwarz-Weiß-Malerei eine differenziertere Auseinandersetzung erwartet. (Jürgen Belko)

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