Schwindelfreier Rosenkavalier

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Hinreissend: Richard Strauss' "Rosenkavalier" am Tiroler Landestheater in Innsbruck.

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Hinreissend: Richard Strauss' "Rosenkavalier" am Tiroler Landestheater in Innsbruck.

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Der Höhenflug, den Maestro Georg Schmöhe mit dem in allen Farben brillierenden Innsbrucker Symphonieorchester und dem exzeptionellen Protagonistenquartett in der "Rosenkavalier"-Premiere am Tiroler Landestheater unternahm, war schwindelerregend und hinreißend. Wenn auch Regisseurin Brigitte Fassbaender die Fürstin und ihren Liebhaber zum Schmusen auf den Fußboden verbannt, entrücken die beiden betörenden Stimmen doch in höhere Sphären: Schwindelfrei Susanna von der Burg als schöne, berührende Marschallin und Anke Vondung, die als leidenschaftlich-zärtlicher Oktavian, jeder Zoll ein jugendlicher Aristokrat, die Herzen auch des Innsbrucker Publikums im Sturm erobert. In die Schlafzimmer-idylle (Bühne: Dietrich von Grebmer) bricht polternd der hünenhafte Jens Larsen als markanter Baron Ochs ein, junger Nobelbass und handgreiflicher Draufgänger, dem sich das Hascherl Sophie (Anja Scholz) recht kratzbürstig verweigert; später wird sie weicher und singt dann im traumhaften Schlussterzett und -duett innig mit.

Bis dahin gibt es in Hofmannsthals genialer Komödie Momente von subtiler Lyrik und drastischer Buffonerie, die allerdings zuletzt zu übertriebenem Klamauk ausartet, unterstrichen von den oft bizarren, in abenteuerlichem Stilmix eigenartigen ästhetischen Kriterien folgenden Kostümen, in denen das bunte Ensemble für mehr oder weniger vergnügliche Turbulenzen sorgt. Da klafft zwischen der hohen Kunst äußersten musikalischen Feinschliffs und der besonders im dritten Akt derb bis chaotisch ausufernden Szenerie eine gewisse Diskrepanz. Dem lauten Schlussjubel tat das keinen Abbruch.

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