Seemannsschicksal - Weltenschicksal

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Staatsoper, Wien

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Staatsoper, Wien

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Ein Engel der Unschuld, ein reiner Tor wird vom Bösen in Menschengestalt vernichtet - und der Sternenlenker sieht sich gezwungen, das grausame Schicksal zu vollziehen: Benjamin Brittens "Billy Budd" ist eine Oper mit epischem Anspruch, dem die Wiener Staatsoper in ihrer jüngsten Produktion mehr als gerecht wird.

Das englische Kriegsschiff "Indomitable" mit seinen im Jahr 1797 für die Mannschaft unmenschlichen Lebensbedingungen ist trotz der beeindruckenden Bühnenrealistik und trotz der originalgetreuen Uniformen (Wolfgang Gussmann) nicht weniger als ein zeitlos gültiges Abbild der Welt: Billy Budd, der schöne, naive, von allen geliebte Matrose (Bo Skovhus), trifft auf den Waffenmeister John Claggart (Eric Halfvarson), ein wahrer Teufel, der das Schöne und Gute hasst und den Engel zu Fall bringen will. Er bezichtigt Budd der Meuterei, dieser kann sich nicht verteidigen, weil er in Stresssituationen zu stottern beginnt, und erschlägt den Verleumder. Kapitän Edward Fairfax Vere (Neil Shicoff), den seine Männer "Sternen-Vere" nennen, bleibt nichts anderes übrig, als den Matrosen, von dessen Unschuld er überzeugt ist, hinrichten zu lassen.

Die drei überragenden Hauptdarsteller, die werktreue Inszenierung von Willy Decker und Brittens von Donald Runnicles mit viel Farbe und mit Hilfe des Staatsopernorchesters (vulgo Wiener Philharmoniker) umgesetzte Musik verdichten das Epos zu einem packenden Drama. Der Totschlag, das Gericht, das ohnmächtige, jenem des Hingerichteten gleiche Stottern des Matrosenchores nach der Urteilsvollstreckung sind in der Staatsoper zu absoluten Glanzlichtern zeitgenössischen Musiktheaters geworden.

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