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Sehr geehrter Herr Lugner, lieber Mörtel,

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Ihre Ankündigung, sich um das höchste Amt im Staat bewerben zu wollen, hat all jene beruhigt, die sich bereits ernsthafte Sorgen gemacht haben, weil Sie schon zwei Wochen lang nicht in den „Seitenblicken” zu sehen waren. Im Ernst, Ihre Idee ist großartig. Allein die Vorstellung, daß auf Ihren Baustellen künftig Schilder mit der Aufschrift „Hier baut Baumeister Bundespräsident Richard Lugner” prangen könnten, verleiht dem ganzen einen gewissen Charme.

Wissen Sie eigentlich schon, wo Sie als HBP residieren werden? (Denn daß Sie es schaffen werden, ist so gut wie fix, seit sogar Udo Proksch via „Kronen Zeitung” eine Wahlempfehlung für Sie abgegeben hat.) In der Hofburg? In der Lugner-City? In der Staatsoper?

Ich persönlich wäre für die Lugner-City. Dort gingen in den letzten

Jahren ohnehin bald schon mehr internationale Größen ein und aus als in der Hofburg (Fördschi, Ivana Trump, die Rapid-Mannschaft zum Beispiel, auch Tony Wegas sang dort wenige Tage vor seiner Verhaftung). Statt öder Staatsbesuche mit dekadent-üppigen Galadinners könnten Sie künftig echten Pepp in die Politik bringen. Etwa: „Bundespräsident Mörtel lädt zur Autogrammstunde mit Helmut Kohl in die Lugner-City. Danach Tombola und lustiges Gewinnspiel: Der deutsche Kanzler wird mit Birnen aufgewogen. Wer errät, wieviele Birnen dafür erforderlich sind, darf mit Christine Lugner auf den nächsten Opernball gehen!”

Auch die Sprache würde bodenständiger. Statt langer, lauer Kommuniques („ ... der Herr Bundespräsident erörterte die internationale Lage und sagte, man sei übereingekommen, das Problem der ethnischen Minderheiten im Bahmen einer Kommission unter Einbeziehung von SFOR, PROFOR und Thermophor einer Lösung zuzuführen”), würden Sie in Ihrer betont schnörkellosen Sprache etwa mit dem Ober-Europäer Jacques Santer Tacheles reden („Gell, Schakess, des mit'm Euro is a Kaas'!”), sondern sich auch stärker in die österreichische Innenpolitik einbringen („Heast, Wickerl, wie schauma jetzt aus dem Bud-get?”).

Keine Frage: Einen Mann wie Sie braucht das Land. Und eine Forst Lady wie die Ihrige erst recht. Nur das Personenkomitee für Ihren Wahlkampf würde ich nicht unbedingt von Udo Proksch anführen lassen. Wegen der Optik und so.

Alles Gute und toi-toi-toi!

PS: Hand aufs Herz? Ist das höchste Amt in diesem unserem Staat für einen Mann mit Ihren Fähigkeiten nicht fast zu minder? Gerüchteweise hatten Sie (oder Ihre Frau!?) ja Höheres im Sinne: UNO-Generalsekretär etwa, Papst oder Präsident von Aus-tria Wien. Wäre dort nichts Adäquates mehr frei???

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