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Letzten Dienstag ermittelten zum (vorerst?) letzten Mal Angelika Schnell und die vier Frauen aus dem Dorf Ilm. Beide Serien werden "ORF eins“ fehlen.

Dass der ORF mit letztem Dienstag gleich zwei seiner Erfolgsprodukte auslaufen lässt, stellt zweifelsohne einen veritablen Programmaderlass dar: Angelika Schnell, die von Ursula Strauss gespielte TV-Kommissarin, ermittelt nun nicht mehr und auch für die "Vier Frauen und ein Todesfall“ gibt es Sendepause. Das bedeutet vor allem für den als Abspielstation ausländischer Dutzendware kritisierten Kanal ORF eins nichts Gutes. Denn nicht zuletzt das Manko an eigenproduzierter Fiction im "urbanen“ und "jungen“ Sender (so die ORF-Eigendefinition) wird durch das Auslaufen der beiden Serien weiter verschärft.

Zwar hat die neue TV-Direktorin Kathrin Zechner den Umbau des Dienstagabends zum Österreich-Tag angekündigt und die Verlegung der entsprechenden Programmschiene von der Donnerstag Nacht auf Dienstag angekündigt. Das löst allerdings das Problem von (zu) wenig Eigenproduziertem kaum.

Auch von daher ist das Auslaufen der beiden Serien zu bedauern. Von "Schnell ermittelt“ sind zwar noch zwei 90-Minüter auf Schiene, welche der ORF für Anfang 2013 avisiert. Aber das ist nur teilweise ein Trost.

Nonchalante Urbanität und authentisch schrulliges Alpenland

So konnte man also letzten Dienstag zum letzten Mal der Aufklärung eines Mordfalls durch Angelika Schnell beiwohnen. Endlich wurde das Rätsel um ein kleines Mädchen, das die Chefkommissarin zuletzt in ihren Tag- und Albträumen verfolgt hatte, gelöst. Die reizende Patchworkfamilie aus Gerichtsmediziner Jan (Andreas Lust) und Angelika Schnell mit den beiden Kindern schien sich wieder in Richtung Familie zu bewegen. Vor allem das schnelle Tempo der Handlung gepaart mit - grosso modo - modern geglücktem Beziehungsleben und nonchalanter Urbanität waren bestechend. Man sollte sich davor fürchten, dass der ORF nun wieder TV-Abklatsch aus den verschiedenen Versionen der SOKO-Fabrikation ausstrahlt. Den Plot dieses Serienendes bildete ein Verschnitt der Causen Priklopil und Fritzl, sogar die Ermittlungspannen der Polizei bei den realen Fällen fanden Eingang ins Drehbuch. Obwohl im Krankenstand und wegen eines Bauchschusses gehandikapt, löste die Chefinspektorin auch ihren finalen Fall bravourös.

Die nachfolgenden letzten "Vier Frauen und ein Todesfall“ entwickelten sich einmal mehr zum Kleinod heimischer TV-Serienproduktion. Selbiges lag sowohl am Drehbuch als auch an den Regie-Promis Andreas Prochaska ("In drei Tagen bist du tot“) und Wolfgang Murnberger, die für die letzte Staffel verantwortlich zeichneten. Und einmal mehr reüssierte Adele Neuhauser als Zirbnerin in der schrulligen Alpenländlichkeit, die hier die Folie der Handlung bildet. Fiktional, aber authentisch.

Österreichs Fernsehmacher können etwas. Man hofft trotz aller gegenteiligen Ahnungen, dass der ORF sich dieser Kunst auch weiterhin bedient.

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