Shakespeare scharf

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Bravourös: "Der Widerspenstigen Zähmung" in Innsbruck.

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Bravourös: "Der Widerspenstigen Zähmung" in Innsbruck.

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Die ganze Welt ist Bühne" - die ganze Bühne (Monika Schübl) im Großen Haus, Innsbruck, ist eine schwüle Video-Bar, in der ein Riesen-Fernseher das nicht ganz problemlos zu verfolgende Vorspiel zu "Der Widerspenstigen Zähmung" hoch von der Wand herunterblendet. Würde Shakespeare heute leben, wäre er gewiss mit dieser frühen Komödie um Fintenspiele, Beziehungskisten und Persönlichkeitsmutationen vom Marktplatz in die Kommunikationszentren unserer Edelschuppen abgetaucht.

Regisseurin Tatjana Rese tut's auch - und tut's mit offensichtlichem Vergnügen, mit Ideenreichtum und Pepp. Was herauskommt, ist buntkoloriertes, geistreiches Theater a la Shakespeare, trotz - oder gerade wegen - aller eingespielten Musik- und Farbwirbel, trotz abgefahrener Klamotten, sexistischer Gags und Wortraufereien (Übersetzung: Reinhard Palm).Bravouröse Akteure sorgen im Gewühle der Gefühle dafür, dass im (multimedial verwöhnten) Publikum keine Minute der Langeweile, sondern spontaner Szenenapplaus aufkommen.

Wildkatze Katherina (Agathe Taffertshofer) zieht alle weiblich-schlauen Register bis zur vollendet ironischen Schein-Unterwerfung. Nick Neureiters Petruchio macht sein Weibchen echt gut "kirre"; Günter Gräfenberg und Walter Sachers sind einfach spitze; Ulrike Lasta turtelt total leibeslustig. Es mangelt zudem nicht an liebesprallen Jünglingen, doppeldeutigen Typen und so weiter ...

Summa summarum: Ein Shakespeare-Fest mit jeder Menge klugem Spaß, mit Tiefen und Vertiefungen, welches die "Zähmung" zu aller armen Machos Leid auf der Bühne und im Zuschauerraum nur als "schärfsten Traum" entlarvt. Schade - oder doch nicht?

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