Show mit ernstem Hintergrund

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Am Montag startete im neu eröffneten Wiener Ronacher das Musical "The Producers".

Dass ausgerechnet ein Musical, für viele Inbegriff seichter Unterhaltung, eine ernste ethische Fragestellung aufwirft, kommt nicht alle Tage vor. Dies ist bei "The Producers", das Montagabend im Wiener Ronacher seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte, der Fall: Darf man mit dem Nationalsozialismus, der so viel Leid über die Menschheit gebracht hat, Schabernack treiben? Darf man Adolf Hitler als tuntige Buffofigur und Revuegirls auf die Bühne bringen? Darf man einen Paradearier in SS-Uniform mit geballtem Pathos eine Arie auf den Führer singen lassen?

Lachen erlaubt

Nun, man darf. Schon vor vielen Jahren ließ Helmut Zenker regelmäßig einen schnarrenden Hitler durch die TV-Serie "Tohuwabohu" geistern. International waren es Charlie Chaplin ("Der große Diktator") und Ernst Lubitsch ("Sein oder nicht Sein"), die das Lachen über den Nationalsozialismus in die Unterhaltungsindustrie einführten. In diese Fußstapfen trat 1968 der jüdische US-Komikers Mel Brooks mit seinem oscargekrönten Film "The Producers", auf dem das im Jahr 2001 am Broadway uraufgeführte Musical basiert. Das Stück wurde mit Preisen überhäuft und zum erfolgreichsten neuen Musical der letzten 30 Jahre. Sogar in Israel wurde es schon aufgeführt - aber erst jetzt hat sich eine deutschsprachige Bühne darauf eingelassen.

"The Producers" erzählt eine bizarre Geschichte: Zwei Musicalproduzenten (Ex-Burgschauspieler Cornelius Obonya und Andreas Bieber) wollen in betrügerischer Absicht einen totalen Flop landen. Also nehmen sie das unsägliche, von einem durchgeknallten bayerischen Nazi (Herbert Steinböck) verfasste Stück "Frühling für Hitler" und engagieren einen exaltierten Regisseur (Martin Sommerlatte). Zum persönlichen Vergnügen stellen sie die schwedische Sexbombe Ulla (Bettina Mönch) als Sekretärin ein. Trotz stepptanzendem Hitler, einem Ballett in Hakenkreuzformation und Konfetti sprühender Wehrmachtspanzer wird das Stück zum Riesenerfolg.

Ein riesiger Premierenerfolg ist auch die Aufführung der Vereinigten Bühnen Wien geworden, mit dem das Ronacher nach dreijährigem Umbau wieder eröffnet wurde. Nachdem es sich de facto um eine Übernahme der bewährten Broadway-Produktion handelt (Regie: Susan Stroman), konnte auch kaum etwas schiefgehen. Es ist eine perfekte Show, wunderbar choreographiert, mit grandiosen Kostümen und einem in optischer wie technischer Hinsicht exzellenten Bühnenbild.

Groteske Vermischungen

Eine weitere Zutat zum Erfolgsrezept ist die herrlich altmodische, an die Swing-Ära anknüpfende Musik (Dirigent: Caspar Richter), die sich von dem heute üblichen Lloyd Webber-Brei unterscheidet. Klassisches Musical und zeitgenössische Sprache, Broadway-Glamour und nationalsozialistische Ästhetik - es sind die grotesken Vermischungen, die "The Producers" unwiderstehlich machen. Man kann gar nicht anders, als über den singenden Hitler und die tanzenden Nazis zu lachen.

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