Sinnliche Inszenierung

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Bekanntlich genießt der Franzose das Leben. Er schätzt exquisiten Rotwein und aromatischen Käse. Für attraktive Frauen zeigt er eine ganz besondere Schwäche, weiß selbstverständlich, sie glücklich zu machen. Wen wundert es da, dass die gutaussehende, aber unzufriedene Amerikanerin Anne mit Jacques, dem französischen Arbeitskollegen ihres Ehemannes in einem alten Peugeot-Cabriolet schon einmal voraus an ihr Urlaubsziel Paris fährt. Der charmant-galante Reisebegleiter führt sie an die schönsten Flecken des Landes und in die besten Restaurants. Dabei ist das Essen Metapher. Zwar klagt Anne nie, aber ihr gelüstet nach dem, was Jacques ihr bietet.

Mit dem Roadmovie "Paris kann warten" tritt die 1936 geborene Eleanor Coppola in die Fußstapfen ihres berühmten Mannes und ihrer Kinder. Offenbar haben sie zu dem späten Spielfilmdebüt eigene Erlebnisse und ihre Arbeit als Künstlerin inspiriert. So geht ihre Protagonistin Anne auch auf eine ästhetische Reise, wenn sie Details ihrer glücklichen Momente auf Fotos festhält, diese Augenblicke sinnlich, kostbar und erlesen inszeniert, indem sie etwa Texturen oder das Spiel des Lichts hervorhebt.

"Wunderbare" Detailfotos

Mit diesen Fotos unterbricht die Regisseurin den narrativen Fluss ihres Films. Als schlage der Zuschauer ein Lifestylemagazin auf, sieht er einen Schluck Rotwein im Glas funkeln oder ein prächtig besticktes Stück Stoff vor sich. Ihre "wunderbaren" Detailfotos, wie der Franzose sie einmal nennt, machen Appetit auf das vollständige Bild. Das jedoch verweigert der Film. Denn es ist seine Strategie, sich stets stilvoll zurückzuziehen, bevor der zauberhafte Reiz bei der Begegnung Schaden nähme. Schönes bleibt nur schön, wenn man nicht allzusehr in die Tiefe geht. So folgt man, trotz der Klischees, den beiden gern auf ihrer Reise. Wer selbst nicht wegfahren kann, vermag mit diesem Film von kultivierter, aber auch ein wenig altmodischer Lebensart zu träumen.

Paris kann warten (Bonjour Anne)

USA 2016. Regie: Eleanor Coppola. Mit Diane Lane, Arnaud Viard. Tobis Film. 92 Min.

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