So modern war das Biedermeier-Design

Von der Modernität biedermeierlichen Designs kann man sich derzeit im Wiener Geymüllerschlössel in der Ausstellung "Linzer Teppiche. Maschinell Gefertigtes des Biedermeier." überzeugen. In den drei Schauräumen der nach 1808 erbauten Villa werden zu ebener Erd' Exemplare industrieller Einrichtungsgegenstände, wie sie die "kaiserlich königliche Linzer Wollenzeugmanufaktur" in der Zeit von 1795 bis 1850 herstellte, gezeigt.

Zehn Bodenteppiche nebst Warenmustern, bedruckte Tischteppiche und Interieurdarstellungen sind aus der Sammlung des Museums für Angewandte Kunst (MAK) ausgewählt worden. Erhalten sind insgesamt nur mehr 20 Bodenteppiche und über 200 Muster aus einer großen Vielzahl von Linzer Produkten. Bestechend einfach war die Idee der Designer von anno dazumal gewesen: Es wurden Bahnen gewebt, die, je nach Bedarf zugeschnitten und zusammengesetzt, mit separat erzeugten Borten und Fransen umfaßt wurden. Die Teppichfelder konnten somit beliebig kombiniert und in ihren Dimensionen variiert werden. Sie konnten auch als Spannteppiche die gesamte Bodenfläche bedecken. Ein Gedanke, der uns heute vielleicht ein wenig verwundert: Spannteppiche sind zwar bei uns erst vor einigen Jahren in Mode gekommen, wie sich zeigt, gab es sie jedoch schon im Biedermeier!

Man hat übrigens einen solchen Spannteppich nach altem Muster nachgewebt. Das Vorbild davon liegt in der Vitrine, und im Schlafzimmer im ersten Stock ist die Wirkung am Boden zu besichtigen. Das originelle Design dieser farbenfrohen Linzer Teppiche ist für den heutigen Geschmack sicher "wieder" als aktuell zu bezeichnen. Erstaunlich ist, daß die Idee, die einem solchen Erzeugnis zugrunde liegt, noch von keinem Teppichhersteller unserer Zeit aufgegriffen worden ist.

Bis 29. November.

Geymüllerschlössel, 1180 Wien, Khevenhüllerstraße 2 (Tel. 01/4793139).