So tief kann man sinken

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"Sergej" von Alexander Widner am Grazer Schauspielhaus. dfsdf

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"Sergej" von Alexander Widner am Grazer Schauspielhaus. dfsdf

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Zu einem peinlichen Debakel geriet die erste Schauspielpremiere des diesjährigen "steirischen herbstes" im Grazer Schauspielhaus: Der Kärntner Autor Alexander Widner lieferte mit seinem Stück "Sergej, 21 Szenen aus der Manege" den gewiß hilflosesten, armseligsten, ja in seiner Naivität trostlosesten Theatertext, den das Grazer Publikum in den letzten Jahren über sich ergehen lassen mußte.

Protagonist der Szenenfolge ist der narzißtische "Sergej", der eine verrottete Schieber- und Karrieristenkultur mit sich in den Abgrund reißt. Im Vorfeld der Aufführung war oft der Name Udo Proksch gefallen, was einem unbedarften Theaterbesucher durch die Aufführung nicht klar werden konnte oder sollte. Und freilich darf es an keinem liebgewonnenen Provokationsmätzchen fehlen - innovativ vielleicht einzig, daß die Hand einer Frauenleiche (Sergejs Frau Elisa hatte sich freilich erhängt und war zuvor ausgiebig auf der Bühne gebaumelt) für eine Onanie-Szene herhalten mußte. Vergewaltigungen, Hinrichtungen, fäkale Sprachfetzen - dies alles kennt man ja - und deren ständige Verwendungen lassen Herrn Widner zu einem geradezu anheimelnd konservativen Autor werden. Jedenfalls hat er Manfred Deix in der Rangliste eiskalter Zyniker zumindest eingeholt!

Fairerweise muß angemerkt werden, daß sich die Schauspieler professionell aus der Affäre zu ziehen in der Lage waren - und der meiste des sonst überaus schütteren Applauses galt zu Recht dem Hauptdarsteller Victor Schefe, der ein in seiner Intensität an Gert Voss' Richard III. erinnerndes, eindrucksvolles Graz-Debüt gab. Regisseur Christian Stückl jedoch konnte den desaströsen Gesamteindruck nicht mildern. In Summe ein in der Grazer Theatergeschichte singulärer, immerhin hundert Minuten andauernder Pflanz, wie so etwas in Graz genannt wird. Daß vor der Premiere ein in Wien gefundenes Proksch-Double von zwei Polizisten durchs Foyer geführt wurde, bedarf schließlich keines Kommentars mehr - so tief kann man sinken.

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