Sommerloch. Eine Nachbetrachtung

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Sommer. Für die Medienbranche heißt dies nicht Badespaß und Reiselust, sondern Themenödnis und Werbeausfall. Gäbe es den Sport und das Wetter als verlässliche Lieferanten von „Neuigkeiten“ nicht, würden auch die flächendeckend stattfindenden „Sommergespräche“ das Fehlen von relevanten Themen nicht überdecken können. Über alle Medien hinweg wird der Sommer der (vermeintlichen) Reflexion und der Diskussion von Themen gewidmet, die sonst kaum für öffentliche Diskussion gesorgt hätten.

Die Frage nach den Urlaubsgewohnheiten von Politiker/inne/n (Österreich oder nicht, durcharbeiten oder doch ein wenig Teilnahme an der Spaßgesellschaft) und die Interviews in sommerlichem Ambiente und in sommerlicher Adjustierung aller Beteiligten sind verlässliche Wiedergänger. Die Dienstwagendiskussion (darf man einen Dienstwagen privat nutzen, auch wenn man dafür bezahlt hat) ist nur eine aktuelle Facette. Letztlich könnte es doch egal sein, wie und in welchem Land Politiker/innen urlauben, wie sie dorthin kommen und was sie dort machen.

So lange es sich um legale und legitime Aktivitäten handelt (was man ja wohl für alle unterstellen kann). Urlaub dient auch in der Politik der Rekreation, um einen verantwortungsvollen und anstrengenden Job besser machen zu können. Aber nein: Im Sommer wird sogar thematisiert, ob und wie Berge bestiegen werden, was man wie isst und wie man anreist. Damit wird sogar der Urlaub zum Feld medialer Inszenierung und Urlaubsdestinationen und Urlaubsgestaltung müssen den Imperativen symbolischer Politik folgen. Dass damit der letzte Rest Privatheit veröffentlicht wird, dass damit wohl auch der Sinn von Urlaub verkannt wird, muss man in der Spitzenpolitik scheinbar in Kauf nehmen.

Ob diese dadurch (nicht nur im Sommer) attraktiver wird, kann wohl zu Recht bezweifelt werden.

Der Autor ist Prof. für Kommunikationswissenschaft in Klagenfurt

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