Werbung
Werbung
Werbung

Die Spaßgesellschaft ist in aller Munde: als nüchterner sozialer Befund, als kritische Diagnose oder als erstrebenswertes Zivilisationsgut. Doch wer redet sonst heute noch von Spaß? Fun lautet die Devise!

Dabei zählt das scheinbar altmodische Vokabel gar nicht zum Urgestein unseres Wortschatzes: Erst im 17. Jahrhundert ist es, zunächst in seiner italienischen Grundform Spasso, im Deutschen heimisch geworden und hat sein Umfeld (spaßig, spaßen, Spaßmacher) ausgebildet. Dass die Wortsippe offenbar einem Bedarf entsprochen hatte und daher bald populär wurde, zeigen Idiome wie "Spaß verstehen", "sich einen Spaß erlauben" oder "ein teurer Spaß".

Das romanische Lehnwort hat sich schon früh in zwei Bedeutungsstränge verzweigt. Eine ältere Lesart "Vergnügen" setzt die alte Semantik fort und lebt fort in Wendungen wie "etwas macht richtigen Spaß" oder "mir ist der Spaß vergangen". Hat dieser Gebrauch seinen Sitz in der Lebensmitte, so führt die Alternative "Scherz, Jux" in das Milieu von mutwilliger Belustigung und neckischem Unernst. Wenn etwas "ein schlechter Spaß" ist oder einer nur "Spaß macht", so verlässt der Spaßvogel gleichsam den Bezirk des sinnhaften, verantworteten Handelns.

Welche Merkmale des sprachlichen Befunds begegnen uns aber in der zeitgeistigen Spaßgesellschaft? Vielleicht ist es ein Verschnitt aus den beiden Nuancen, die ein älteres Wörterbuch verzeichnet: "Entweder tritt die Empfindung der Belustigung in den Vordergrund oder die Vorstellung, dass etwas nicht so gemeint ist, wie es zunächst scheint." Wenn wir die Wahl durch ein "sowohl als auch" ersetzen, sind wir einem Wesenszug der Fun Society nahe gekommen: Sie meint die Dinge nicht so, wie es den Anschein hat, und amüsiert sich noch darüber. Ist das nun zum Totlachen oder hört sich da der Spaß auf?

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung