Sprache der Täter und Opfer

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Heimrad Bäcker-Ausstellung im Oberösterreichischen Landesmuseum.

Die Unfassbarkeit des Holocausts analysierbar und damit fassbar zu machen - das ist das zentrale Anliegen von Heimrad Bäckers künstlerischem Schaffen. Um die Dinge dem Vergessen zu entreißen. Die Oberösterreichische Landesgalerie widmet dem "Gesamtphänomen" Heimrad Bäcker nun als erste Museumsinstitution eine ergreifende Ausstellung. "Es genügt, die Sprache der Täter und der Opfer zu zitieren", schreibt Heimrad Bäcker, Mentor und Impulsgeber der literarischen Avantgarde in Oberösterreich.

Dieses Zitat aus seinem Hauptwerk "nachschrift" 1 und 2 kennzeichnet Bäckers Überzeugung, wonach es keine Beschreibung des Unaussprechlichen gibt. So stützte er sich in seiner fotografischen und literarischen Arbeit ausschließlich auf die Dokumente der NSVernichtungsmaschinerie, die er mit den Mitteln der konkreten Poesie bearbeitete. So kann "die Geometrie des Textes sichtbar gemacht werden". Denn: "Die Dokumente sind stumm, das Verfahren macht sie sprechend."

Bäckers Textblätter aus "nachschrift" 1 und 2 stehen im Zentrum der Ausstellung. Auf nüchternen weißen Blättern an die Wand geheftet heißt es da: "vor allem haben sich die liquidierungen eingespielt", "wenn der blockschreiber irrtümlicherweise eine nummer mit ...". Begleitend zu den literarischen Arbeiten wird die "Topographie der Menschenvernichtung" in Fotografien, die während Bäckers Tätigkeit in der Presse- und Fotostelle der Gebietsführung der HitlerJugend entstanden sind - seine "imbezile Verblendung" kehrte er im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen nie unter den Tisch - sowie in Objektresten und Fundstücken aus den Stätten des Grauens dokumentiert. Isabelle Muhr hat Bäckers Schaffen in einer filmischen Dokumentation festgehalten. Ein kleiner Teil der Ausstellung widmet sich auch jenen Arbeiten aus den späten sechziger Jahren, die nachhaltig die Etablierung Heimrad Bäckers in der Avantgardekunst beeinflussten.

Dass Bäckers Engagement, nicht nur wider das Vergessen, sondern auch für junge Künstler - trotz seiner 77 Jahre und seiner derzeitigen großen gesundheitlichen Probleme (bei einem Sturz brach er sich die Hüfte) - ungebrochen ist, zeigt sich auch darin, dass er aus dem Erlös, den die Übernahme seines Nachlasses durch das Literaturarchiv der Nationalbibliothek ergab, einen Literaturpreis, den Bäcker-Preis, stiften wird. Trauriges Ereignis: Am Eröffnungstag der Ausstellung ist Heimrad Bäckers Gattin Margret, mit der er gemeinsam die "edition neue texte" gegründet hatte, verstorben.

Heimrad Bäcker

Landesgalerie im OÖ Landesmuseum

Bis 19. Jänner, Di bis Fr 9-18 Uhr, Sa, So und Feiertag10-17 Uhr. Zum Abschluss der Personale wird am 19. Jänner um 11 Uhr der Ausstellungskatalog präsentiert.

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