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Was ist ein Gepäcksträger? Ein Dienstmann, der schwere Koffer befördert, oder ein Gestell auf dem Fahrrad? Könnte mit Rasenmäher außer dem Gerät zur Gartenpflege auch der Mensch gemeint sein, der es bedient? Und ist ein Schläger immer ein brutaler Zeitgenosse oder auch des Tennisspielers kultisch gehütetes Sportgerät? Für die passende Lesart ist jeweils das Umfeld des Wortes und das Gesprächsthema zu beachten.

Substantive mit der Endsilbe -er gibt es im Deutschen wie Sand am Meer; vom Lehrer zum Hörer über den Käufer und Leser reicht der Kernbestand dieser Täternomina'. Aber dieses grammatische Element kann auch Ergebnisse von Vorgängen (Seufzer) oder Mittel zum Zweck bezeichnen: So benennt der Wecker die schrillende Uhr und nicht eine Person, die unseren Morgenschlaf stört. Als Geschirrspüler gelten eher elektrische Geräte als küchentaugliche Ehemänner. Plattenspieler und cd-Player verschaffen dem Musikfreund Hörgenuss. Der Fernsprecher diente - aller Sprachkritik von Karl Kraus zum Trotz! - schon seit jeher als Apparat. Besonders die Leistungen der modernen Technik hinterlassen auch sprachliche Spuren und verwischen mitunter die Grenzen zwischen dem Behelf und seinem Nutzer. Musterbeispiel ist der Anrufbeantworter, der als Instrument fast zum Gesprächspartner mutiert.

Es gilt also auf feine Unterschiede zu achten, will man dem modernen Jargon in allen Nuancen gerecht werden. So darf man von einem pfiffigen Sprecher witzige Sager erwarten. Hingegen verwendet mancher Ansager einen Lautsprecher. Wie aber ist der "Aufreger der Woche" zu verstehen? Erhitzt da ein aufreizender Zeitgenosse oder ein unerhörtes Ereignis die Gemüter? So mögen sogar Zweifel aufkommen, wie denn das Wort Barhocker zu verstehen ist: als hochbeiniges Sitzmöbel oder als regelmäßiger Besucher eines Nachtlokals.

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

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