Spüren mit dem sechsten Sinn

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Eine Ausstellung im Schlossmuseum Linz zeigt den menschlichen und tierischen Tastsinn.

Über die Zahl der Sinne scheiden sich die Geister. Die fünf klassischen Sinne Schmecken, Riechen, Hören, Sehen und Tasten sind unbestritten. Seit dem 18. Jahrhundert wird jedoch die Existenz eines sechsten Sinnes in unterschiedlicher Bedeutung diskutiert. Als Sinn für die Schönheit bei Herder, für den Geschlechtstrieb bei Georg Forster oder - so wie heute - in der Wahrnehmung rational nicht erklärbarer Phänomene.

Die Ausstellung "um's gspürn" umfasst daher nicht nur Objekte, die man ertasten kann, sondern auch alles, was man spüren kann mit dem sechsten Sinn - sei es Okkultismus, Magie oder Hexerei.

Kuratorin Dagmar Ulm hat in Zusammenarbeit mit Stefan Weigl vom Biologiezentrum allerlei Menschliches und Tierisches aus den Sammlungen der Oberösterreichischen Landesmuseen zum Thema Spüren zusammengetragen, thematisch gegliedert und sehr animierend aufbereitet.

Tierpräparate geben Einblick in besonders ausgeklügeltes Fühlen. So nehmen etwa Robben ihre Nahrung wie Fische durch die Wasserströmungen in ihren Haaren wahr und Zugvögel orientieren sich an den Magnetlinien der Erde.

Wo wir spüren

Sehr skurril mutet der "Somatosensorische Homunculus" von W. Penfield an - ein verzerrtes Abbild des menschlichen Körpers mit überdimensionalen Händen, Ohren, Lippen und Geschlechtsteilen. Der Wissenschafter hat in seiner Skulptur die Größe der Extremitäten den Hirnbereichen angepasst, die durch die Reize aktiviert werden. Die Hände verfügen beispielsweise über besonders viele Sensoren, darum sind sie so groß.

Der Tastsinn erschöpft sich jedoch nicht nur im aktiven Ertasten durch die Hände. Die gesamte Körperoberfläche ist ständig aktiv im passiven Fühlen. Die Haut ist das größte Sinnesorgan des Menschen. Und auch das erste, mit dem ein Mensch mit der Außenwelt in Verbindung tritt. Der Tastsinn wird vom Embryo vor allen anderen Sinnen entwickelt und stellt den Ursprung aller Empfindungen dar. Im alltäglichen Miteinander sind die Berührungen jedoch stark von Normen geregelt. In Gesellschaften, in denen Körperkontakt Mangelware geworden ist, steigen Angebot und Nachfrage an gesellschaftlich akzeptierten Formen der zärtlichen Berührung, wie Massagetechniken oder der neueste Trend aus den USA, so genannte Kuschelpartys.

Kuschelecke und Tasthöhle

Solche Partys, wo nur Kuscheln erlaubt ist, werden im Schlossmuseum zwar nicht veranstaltet, dafür gibt es eine Kuschelecke. Auch berühmte Filmküsse sind zu sehen, luftraubende Korsetts und seidige Dessous als zweite Haut, zur Enthaltsamkeit zwingende Keuschheitsgürtel und gruselige Geisterbilder von Alfred Kubin und Franz Sedlacek.

In Tasthöhlen kann man seine Finger auf Entdeckungsreise schicken und in Erlebnisräumen sich durch absolute Dunkelheit tasten. Seine Geschicklichkeit kann man auf Hochrädern unter Beweis stellen. Und wer nach der Ausstellung durch die vielen Sinneseindrücke ermüdet ist, der kann sich in einem Massagesessel ausruhen.

Um's gspürn. Sinne 3: Tasten, Fühlen und Sechster Sinn

Schlossmuseum Linz

Tummelplatz 10, 4010 Linz

www.schlossmuseum.at

Bis 1. Mai Di-Fr 9-18 Uhr, Sa, So und

Feiertag 10-17 Uhr, Mo geschlossen.

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