Spuren auf Papier

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Dokumentation der untergegangenen jüdischen Lebenswelt.

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Dokumentation der untergegangenen jüdischen Lebenswelt.

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Buntbemützt sitzen die Zwillinge Kurt und Ilse Mezei auf ihrer grünen Rodel, schüchtern lächeln die beiden Eineinhalbjährigen vom Plakat zur jüngsten Ausstellung des Wiener Jüdischen Museums. Das Foto stammt aus dem Nachlaß von Margarethe Mezei, die als einzige ihrer Familie die Schoa überlebte.

Unter dem Titel "Papier ist doch weiß?" begibt sich diese Schau auf Spurensuche ins Archiv des Museums, das einerseits Objekte aus Wiens erstem Jüdischen Museum birgt und anderseits Bestände der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens sowie Dokumente, Fotos und Gegenstände aus verschiedenen Privatsammlungen (Sammlung Max Berger!) oder Schenkungen enthält.

Urkunden und Dokumente wie die Ketubba (Heiratsurkunde) des Josef und der Buna Kolonea, 1768 in Mantua verfaßt und mit reizvollen Frauenporträts, Tierkreiszeichen und ornamentalen Rankenwerk geschmückt oder das Kindbettamulett für die Wöchnerin und den Säugling - ein Scherenschnitt mit Tuschzeichnungen aus Osteuropa (19. Jahrhundert) - oder die mit barocken Kupferstichen illustrierte Ester-Rolle aus Prag sind zu sehen. Berührend auch ein verzweifelter Brief des jüdischen Aufklärers Moses Mendelsohn über die Situation der Juden in Sachsen oder das Foto der "Ersten Feldrabbiner-Konferenz" in Triest im Jahr 1917.

Viele Objekte dokumentieren eine untergegangene Lebenswelt Mitteleuropas, manche sind als persönliche Erinnerungen von Emigranten ins Archiv des Museums gekommen, alle geben einen ungewohnten Einblick in die Geschichte und Identität dieser Stadt. (Bis 22. März)

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