Staat als sicherer Hafen für alle

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Welcher Staat Israel?

Dies wird wohl eine leicht verdrehte Kolumne werden, denn es ist Nacht, und ich befinde mich über der Sahara. Nach drei Wochen Kinshasa habe ich zwar durchaus Lust auf nichtkongolesische Probleme. Aber die Frage "Welcher Staat Israel?“ will sich partout nicht in die Diskurslinien der vergangenen Tage fügen:

Meine kongolesischen Freundinnen und Freunde, Leute, die nicht zu den neureichen Diamanten- oder Coltanhändlern gehören, wünschen sich eine verlässliche Strom- und Wasserversorgung, schlaglocharme Straßen, öffentlichen Verkehr, ein Bildungssystem, das den Namen verdient, Sozialversicherungen, weniger Rebellion, weniger Unsicherheit, Vergewaltigung, Plünderung im Osten des Landes. Gut wäre es, wenn überhaupt "Staat“ spürbar wäre, wenn es ein erkennbares Gemeinwesen gäbe, das allen seinen Mitgliedern ein Leben mit möglichst wenig Angst ermöglicht. Existiert der Staat "Demokratische Republik Kongo“ überhaupt? Ist der Präsident rechtmäßig gewählt oder durch Tricks an die Macht gekommen? Warum lässt er wochenlang nichts von sich hören? Wer bestimmt, wann es in welchem Stadtteil Wasser gibt oder keines, und warum man plötzlich die Stromrechnung für 2005 bis 2007 nochmal bezahlen muss, obwohl der Zähler immer noch nicht montiert ist? Müssen Leute sterben, bloß weil sie die Arztrechnung nicht im Voraus bezahlen können? Sollen Universitätsabschlüsse handelbare Ware sein? Ein Staat, der die Reichtümer des Landes nicht in den Taschen weniger verschwinden lässt, wäre gut, einer, vor dessen Polizei man nicht in Deckung gehen muss, weil sie mangels angemessener Löhne ständig mit viel Fantasie bußpflichtige Verkehrssünden erfindet.

Ja, ein "sicherer Hafen für alle“, ein "Staat aller seiner Bürgerinnen und Bürger“, das wär’s. In Israel und anderswo.

Die Autorin ist ev. Theologin und Schriftstellerin in der Schweiz

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