Standing ovations im Narrenkäfig

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Heißer kann lauwarm gar nicht sein! Das beweist wieder der erfolgserprobte "Käfig voller Narren", der im Tiroler Landestheater über die Bretter jagt. In den Siebzigern als Homo-Stück (Jean Poiret) der Über-Bühnenhit, in den Achtzigern von Jerry Herman und Harvey Fierstein zum Musical mit Kultcharakter erhoben, packt Regisseur Markus Weber das heute nicht mehr gar so heiße Eisen aus der Lauwarm-Szene als frivoles, doch berührendes Musikspektakel an.

Rassig, warmherzig, ultracool, superschwul schwingt sich das in Treue ergraute Tuntenpärchen Georges und Albin, alias Zaza, ohne Bedenken auf eine emotionale Achterbahn. Ansgar Schäfer und Dale Albright sind ein hinreißend kongeniales Gespann, wobei der typisch ehefraulichen Zaza der prickelndere Part zukommt. Es gilt, dem geliebten Sohn (Dirk Mestmacher), der ein peinlicher Fehltritt aus Georges' Jugendtagen ist, die Braut (Stella Ita) zu sichern. Und das wird eine Riesenhetz' mit Riesentiefgang!

Da schmeißt der gutherzige Albin seine statueske Büste aus inniger Mutterliebe in kecke Damenfummel und steht doch voll zu seiner naturgegebenen Wesensart. Da schrumpft ein knackiger Transvestitenpopo (bravo, Luis Ly!) zum knöchernen Butlerhintern; da stehen Freunde - ob lauwarm oder eiskalt - vorurteilsfrei zusammen, und ein schauerlich durchmoralisierter Brautvater (ach, wie spießig: Hermann Vogel!) hat in Wirklichkeit keinen Funken Moral im Ehrbarleib. Und drum herum und mitten drin heißblütige Sounds und Songs (musikalische Leitung: Alexander Steinitz), glitzerndes Tanzgeschehen voll Esprit und Temperament (Ausstattung: W. Perdacher, Choreographie: Joel Schnee). Kurz - buntkoloriertes Theater, Güteklasse I!

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