Superlative, chronisch gehäuft

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Unser Sprachgebrauch laboriert an chronischer Superlativitis: in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeit, aber auch in den Nischen privaten Umgangs. Da haben zunächst dynamische Adjektive aus dem Lateinischen Hochkonjunktur. Doch nicht genug mit der importierten Steigerungsform: es kommt noch eine weitere deutsche Endung hinzu: So liest und hört man von "extremsten Anforderungen", "maximalstem Leistungsdruck" oder "optimalstem Urlaubswetter".

Wortverbindungen wie weitgehend, gutaussehend oder vielgelesen werden nach dem gramatikalischen Regelwerk des Deutschen nur im Vorderglied gesteigert. Doch immer wieder wird das "meistverkaufteste Auto" angepriesen und die "bestgekleidetste" Dame gekürt - und das alles noch dazu "ehestbaldigst".

Eine andere Form der verbalen Übertreibung setzt in der Werbung auf Endgültigkeit. Wem die "definitive Ausgabe" eines literarischen Werkes oder die "ultimative Einspielung" einer Symphonie angepriesen wird, der greift vielleicht noch einmal zur Brieftasche...

Der Jargon der Jugendlichen setzt stärker auf intensive Präfixe, wobei das berüchtigte super bereits stark angegraut ist. Megacool und urlässig liegen da noch viel eher im Trend.

Doch bevor die Sprachpolizei zu einem dringenden Einsatz rüstet, um die abendländische Kultur wieder einmal zu retten, ein Wort der Entwarnung. Affekterneuerung und Ausdrucksverstärkung hat es allemal gegeben - zum Zweck der Nachhaltigkeit und im Dienst der Psychohygiene. Wer weiß noch, dass das harmlose Wörtchen sehr einmal "schmerzhaft" bedeutet hat, wovon unversehrt noch Zeugnis ablegt? Und auch die Wiederholung ist ein sinnfälliges Mittel nachdrücklicher Steigerung: in tagtäglich und ebenso in wortwörtlich, dem Kennwort dieser Kolumne.

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

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