Tanzende Häuser

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Expressionist Chaim Soutine im Jüdischen Museum in Wien.

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Expressionist Chaim Soutine im Jüdischen Museum in Wien.

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Farbkräftig sind seine Bilder geschlachteter Rinder oder gerupfter Hühner und Truthähne, auf den Landschaftsbildern scheinen die Häuser am Straßenrand manchmal zu tanzen: Chaim Soutine, dem "französischen Expressionisten" widmet das Wiener Jüdische Museum seine Jubiläumsausstellung aus Anlaß seines zehnjährigen Bestehens.

Der 1893 in der Nähe von Minsk geborene Sohn eines jüdischen Flickschneiders lernt im Kunst-Mekka Paris Amedeo Modigliani und Marc Chagall kennen, fristet sein Leben mit Gelegenheits-jobs. Nach dreijährigem Aufenthalt im Pyrenäenort Ceret kehrt er 1922 mit 200 Gemälden nach Paris zurück, wo das Wunder geschieht: Der amerikanische Millionär Albert C.Barnes erwirbt 52 von Soutines Werken und macht ihn damit auf einen Schlag berühmt. Die öffentliche Wertschätzung für Soutines Gemälde steigt, 1935 ist er in den USA mit einer Einzelausstellung vertreten.

Als der Zweite Weltkrieg ausbricht wird der Aufenthalt in Paris für ihn immer prekärer, Magengeschwüre machen ihm gesundheitlich schwer zu schaffen. Aus seinem Versteck auf dem Lande kehrt er deswegen 1943 nach Paris zurück. Aber auch eine sofortige Operation kann ihn nicht mehr retten, er stirbt am 9.August 1943.

Mit dem kräftigen Pinselstrich und der intensiven Farbskala gibt es im Werk Soutines wohl Anklänge an den Expressionismus, mehr aber noch an Vincent van Gogh - oder Oskar Kokoschka.

Es sind Bilder voller Unruhe und wilder Leidenschaftlichkeit, in den Landschaften peitschen Stürme grüne Baumwipfel, die Schlucht von Gorge du Loup scheint in sich zusammenzustürzen, Bauten wirbeln über die Bildfläche. Und wenn Soutine Menschen porträtiert, den am Plakat abgebildenen "Dorfidioten" etwa, eine alte Schauspielerin oder einen Oberkellner, sowird trotz der anonymen Personen seine Anteilnahme spürbar.

Es sind mehr als 40 Werke aus allen Schaffensbereichen, die für diese erste Soutine-Präsentation in Österreich überhaupt zusammengetragen wurden, es ist ein bemerkenswerter Überblick über einen bemerkenswerten Künstler.

Bis 4. Juni

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