The Making of the Utopie

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Vor drei Jahren präsentierte das Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine den Wienern mit "Les Éphemères“ einen Theaterleckerbissen. In dreißig kurzen Episoden erzählte sie fast alltägliche Gegebenheiten - über Trennungen, Schnitte und Wunden, die die moderne Gesellschaft dem entzauberten Leben zufügt, dessen Tenor Einsamkeit, Trauer, Melancholie ist.

Mit ihrer jüngsten Produktion knüpft Mnouchkine in gewisser Weise an "Les Éphemères“ an, indem sie eine Art Vorgeschichte zur inneren Verfassung der Gesellschaft aufzeigt. Zusammen mit Hélène Cixous hat die Truppe in einer Gemeinschaftsarbeit aus einem Romanfragment von Jules Verne "Schiffbruch mit verrückter Hoffnung [Morgenröte]“ erarbeitet, in dem die verrückten Hoffnungen um die Errichtung einer gerechten Gesellschaft im Zentrum stehen.

Um das zu erzählen, wurde eine Rahmenhandlung gewählt. Ein gewisser Jean de la Palette will 1914 den damals immer noch jungen Kinematografen für die Volksbildung nutzen. Die Film-im-Theaterhandlung ist die eigentliche Haupthandlung: 1889 in Mayerling schreiben Kronprinz Rudolf und der "rote Erzherzog“ Johann Salvator ihre sozialutopischen Überzeugungen in einem revolutionären Brief an den Kaiser nieder, der eine wird ermordet, der andere verschwindet unter mysteriösen Umständen in Südamerika. Ein Schiff gerät in einen Sturm, wird aber von einem einheimischen Indianer und einem geheimnisvollen Europäer (Johann Salvator) gerettet. Auf der Insel Hoste bietet sich den Gestrandeten die einmalige historische Chance der Errichtung einer besseren Gesellschaft. Als Gold gefunden wird, scheitert das Vorhaben an der menschlichen Gier.

Schöne, naive Botschaften

Die Verschränkung von Haupt- und Rahmenhandlung ist ein kluger und gleichzeitig problematischer Kunstgriff. Zum einen bietet die Tatsache, dass die Pioniere einer besseren Gesellschaft auch Pioniere des Films sind, viele Lesarten und den drei Dutzend Darstellern um Mnouchkine die Möglichkeit, ihr stupendes Können und ihre unbändige Theaterfantasie zu zelebrieren. Zum anderen aber lässt sich die Botschaft, um die es hier geht, offenbar nur mehr als Zitat formulieren. Nämlich durch das junge noch unverbrauchte Medium des Stummfilms, mit seiner überbordenden Expressivität, seinen pathetischen Gesten, seinen einfachen Wahrheiten. Was seine schönen, im besten Sinne naiven Botschaften für uns heute bedeuten, bleibt dabei aber ungesagt.

Weitere Termine

24., 25., 27., 28. Mai

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