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Gigli fur Don Bosco

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Das Auditorium Maximum der Wiener Universität hat schon die verschiedenartigsten Veranstaltungen gesehen. Auch hat in Wien schon mancher große Sänger ein Konzert wohltätigen Zwecken gewidmet. Freundschaften zwischen bedeutenden Aerzten und großen Künstlern waren ebenfalls keine Seltenheit. Trotzdem war das Konzert, das Benjamino Gigli im Auditorium Maximum gegeben hat, etwas Neues. Trotz der guten Beziehungen zwischen Musik und Wissenschaft wäre es niemandem vorher eingefallen, das Auditorium zum Konzertsaal zu machen. Dazu mußten ganz besondere Umstände eintreten.

Die Frau eines bekannten Malers ergriff die Initiative und schlug Gigli, der ein Konzert in Wien ankündigte, einen zweiten Abend zugunsten des Don-Bosco-Jugendzentrums in Erdberg vor. Das war ein durchaus ungewöhnliches Beginnen, denn Benjamino Gigli hatte außerhalb Italiens noch nie ein Benefizkonzert gegeben. Wer A sagt, muß auch B sagen, und was man einmal zugesteht, wird immer wieder gefordert. Trotzdem stellte der Sänger seine Stimme, die ihm dem Vernehmen nach achteinhalb Schilling in der Sekunde einbringt, dem guten Zweck zur Verfügung. Nun galt es, einen Saal zu finden. Das Konzert mußte am Faschingsamstag stattfinden, an einem Abend also, wo in Wien auf jedem freien Fleckchen Parkett getanzt wird. Eine „kommerzielle“ Veranstaltung wäre wahrscheinlich nirgends untergekommen. Für ein Benefizkonzert konnte Professor Schönbauer mit gutem Gewissen das Auditorium Maximum zur Verfügung stellen. Die Veranstaltung und ihr Erfolg waren gesichert.

Eine besonders schöne Idee Maestro Giglis kam dazu: das Wffhltätigkeitskonzert mit der Förderung junger Künstler zu verbinden. Und so präsentierten sich denn, gewissermaßen unter seinem Protektorat, im Auditorium Maximum vier Studierende der Staatsakademie und ließen, neben dem immer noch hei', strahlenden Licht des großen Stars, ihr vorläufig noch nicht so berühmtes, aber jugendfrisches Talent leuchten.

Die Don-Bosco-Kirche, die gegenwärtig in Erdberg gebaut wird, soll im Seitenschiff ein Jugendheim und im Turm eine Herberge enthalten, sie wird eine moderne Einheit zwischen Bet- und Erziehungsstätte darstellen.

Das Konzert Giglis symbolisierte eine uralte Freundschaft zwischen zwei Disziplinen. In einer Zeit, in der man immer nur von Entzweiungen und Konflikten hört, ist es schön, berichten zu dürfen, daß sich die beiden Disziplinen im Dienst einer modernen Aufgabe neu gefunden haben.

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