Türkei anno 1916

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Operettenfestspiele, Baden

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Operettenfestspiele, Baden

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Am 2. Dezember 1916, kurz nach dem Tod des alten Kaisers, wurde im Theater an der Wien die Operette "Die Rose von Stambul" von Leo Fall uraufgeführt. Die Türkei war ein Verbündeter im Krieg. Im Innern gärte es: Man drängte auf Reformen, die einige Jahre später Kemal Atatürk durchsetzte. Während Bundeskanzler Schüssel jüngst in der Türkei weilte, wurde dort die Tugendpartei verboten, die von der Laisierung zurück zum islamischen Staat strebt.

Nun hatte Falls Werk in der Sommerarena in Baden Premiere: Achmed Bey will die ihm zugedachte Kondja heiraten, doch sie liebt den Schriftsteller Andre Lery, der in seinen Romanen für die Emanzipation der Frau eintritt. Sie weiß nicht, dass er und Achmed identisch sind, erbittet eine Probezeit, um sich über ihre Gefühle klar zu werden - und reist ab, um Lery zu suchen. "Sie geht mit mir durch, und ich bin nicht einmal dabei" seufzt Achmed. Natürlich wird alles aufgeklärt, auch das Buffo-Paar Midili und der Modeschöpfer Fridolin Müller ("Fridolin, wie mich dein Schnurrbart sticht") kommt zusammen.

In der routinierten Inszenierung von Robert Herzl kam die Geschichte zwar mühsam in Gang, erfreute dann aber ein sommerlich gestimmtes Publikum. Man hätte sich einige aktuelle Pointen vorstellen können, die sich beim Überblick über fast ein Jahrhundert österreichisch-türkischer Beziehungen anboten. Aber dafür fehlen heute die Autoren. So genoss man die unverwüstliche Musik, die Franz Josef Breznik gut zur Geltung brachte. Mit Sängern, die den Erwartungen voll entsprachen und der Operette die Zuneigung des Publikum erhalten.

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