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Horváths "Zur schönen Aussicht" in Klagenfurt.

In den kahlen, bunkerartigen Raum, der weit weg jeder Vorstellung eines verkommenen Hotels in schöner Umgebung liegt, wehen Papierfetzen als einzige Botschaft von außen. Ein großes Loch an der Decke des Bühnenbilds (Annette Murschetz) macht die Geschlossenheit noch deutlicher, ebenso die Brüchigkeit, denn schon ein Gewittersturm kann das verfallende Betongebäude zum Einsturz bringen.

Darin quälen sich und die anderen Zerrgestalten, die nicht leben und nicht sterben können. Kaputte Typen um eine zügellose Baronin mit Beinprothese (Ute Hannig), die lügen, betrügen, einander bedrohen und benutzen. Es herrscht eine Art Stellungskrieg, unendlich zähes Warten und unsinniges Losbrechen von Gewalt, Zusammensinken und ziellose Gier.

Martin Kusej versetzt den Ort von Mitteleuropa in die jüngsten Kriegsgebiete im Südosten, in unwegsames Gebiet, in das sich höchstens eine Hoffnungsgestalt wie Christine (Lavinia Wilson) verirren kann, die ein Kind von Hotelbesitzer Strasser (August Diehl) hat und etwas wie Erlösung verkörpern könnte. Aber auch über ihr schlägt die Gewalt zusammen, und doch entkommt sie als einzige seelisch unbeschadet.

Kusej lässt die Bewegung nur äußerst sparsam zu, sie steigert sich nur zu Gewaltausbrüchen zwischen Ekel und Schmutz. In der Eröffnungspremiere des Stadttheaters Klagenfurt - eine Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg - gerinnt Horváths Komödie des bürgerlichen Verfalls, auch mit sprachlichen Aktualisierungen, zu einem Bild der Zerstörung, des permanenten Kriegs, der latenten Gewalt.

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