Versuch einer Wiedererweckung

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Das Linzer Landestheater zeigt Léo Delibes "Lakmé“. Trotz mancher Ohrwürmer - etwa das aus der Werbung bekannte "Blumenduett“ - dürfte das Werk eine Rarität auf den Bühnen bleiben.

Léo Delibes, bei uns primär als Komponist des Balletts "Coppélia“ bekannt, hat mit "Lakmé“, uraufgeführt 1883 in Paris, eine veritable Gesangsoper geschrieben, die dank ihrer Melodienseligkeit und ihres fernöstlichen Charmes ein vor allem nicht-deutschsprachiges Publikum bis heute erfreut. Derzeit gibt es im deutschen Sprachraum nur drei aktuelle Aufführungen: zwei in Deutschland und eine in Österreich, nämlich in Linz. Ort und Zeit der Handlung: Englands Kronkolonie Indien um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Einer "Wiedererweckung“ der wenig überzeugend ins Heute versetzten Oper in der Inszenierung von Aurelia Eggers dürften einige Eigentümlichkeiten entgegenstehen, wie etwa der nicht gezeichnete deutsche Text, der in seiner Dümmlichkeit an "Reim dich oder ich fress’ dich!“ erinnert; oder die Idee, vor dem gegebenen historischen Hintergrund digital zu fotografieren und zu filmen(!); oder den beiden Liebenden, Lakmé und dem englischen Offizier Gerald (Pedro Velázquez Díaz: rollendeckend, ein Rohr im Wind; gesanglich mit tenoralem Glanz), flugs eine Hütte "Modell Schweden“ in der indischen Einschicht aufzustellen (Bühne: Marina Hellmann). Sie dient als Zufluchtsort, da der Brahmane und Partisanenführer Nilakantha (Seho Chang mit seinem mächtig grollenden Bass) den Verführer seiner als göttlich verehrten Tochter Lakmé in Tötungsabsicht verfolgt. Haben ihm doch die Briten die Ausübung seiner Religion verboten und hat der Brite Gerald doch durch seine Neugier und sein Eindringen in den heiligen Hain diesen entweiht. Darauf steht der Tod.

Soldatenehre geht vor Liebe

Nilakantha vermag Gerald tatsächlich zu verletzen, doch ist seine Wunde nicht tödlich, und Lakmé gelingt es, ihn gesund zu pflegen. Dennoch entgleitet ihr der Geliebte während einer kurzen Abwesenheit: Frederic, englischer Offizier wie er, hat ihn ausgeforscht und erinnert ihn an seine Soldatenehre: In Kürze werde ihre Truppe abrücken. Gerald überlegt kurz und folgt seinem Kameraden. Lakmé erkennt bei ihrer Rückkehr, dass sie Gerald an seine Heimat verloren hat und isst von der tödlichen Daturablume …

Heute, mehr als hundert Jahre später, scheint die Oper trotz der Beliebtheit ihrer "Ohrwürmer“ - wie das "Blumenduett“ zwischen Lakmé (Gotho Griesmeier, mit ihrem gepflegten Sopran die Spitzen ihrer artistischen Koloraturen mit einer kleinen, schnell korrigierten Ausnahme perfekt meisternd) und ihrer gleichgestimmten Dienerin Mallika (die Mezzosopranistin Elsa Giannoulidou) oder die bezaubernde "Glöckchenarie“ - doch einiges von ihrem Reiz verloren zu haben. Nimmt man den verhaltenen Zwischenapplaus des Publikums als Gradmesser, so bleibt die Oper mit ihrer genialen Musik und der außergewöhnlichen Gesangspartie der Lakmé als Koloraturvirtuosin ein rares Juwel auf der Opernbühne.

Gastdirigent Alexander Drcˇar ist kein Mann großer Gesten. Ruhig und präzise gab er den Musikern des Bruckner Orchesters wie den Gesangssolisten ihre Einsätze, stets verlässlich agierte der Chor des Landestheaters (Leitung Georg Leopold).

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