Werbung
Werbung
Werbung

Von Wien nach Melbourne: Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers Karl Duldig

Mit Karl Duldig präsentiert das Jüdische Museum in Wien wieder einen jener durch die Nationalsozialisten vertriebenen österreichischen Künstler, der nach 1945 in Vergessenheit geriet. Seine Plastiken zwischen 1921 bis 1938 repräsentieren zugleich eine Periode der österreichischen und europäischen Kunstgeschichte, die noch immer höchst unzureichend erforscht ist.

Karl Duldig kam 1902 in Przemysl als Sohn wohlhabender galizischer Juden zur Welt und übersiedelte 1914 mit den Eltern nach Wien. 1921 begann er sein Studium der Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Anton Hanak und besuchte ab 1925 die Bildhauerklasse Josef Müllners an der Akademie der Bildenden Künste. Akt- und Porträtplastiken entstanden und ab 1929 bekam er als Meisterschüler auch sein eigenes Atelier. Zwischen 1933 und 1938 stellte Duldig im Wiener Künstlerhaus, in der Secession und im Österreichischen Museum für angewandte Kunst aus, sah sich aber bei verschlechternder Auftragslage gezwungen, zum Broterwerb eine Tennisrackett-Reparaturwerkstatt zu betreiben.

Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten gelang ihm Ende August 1938 mit Frau und Tochter die Flucht in die Schweiz, und 1939 von dort die Emigration nach Singapur. Die Etablierung eines eigenen Ateliers und die Gründung einer Schule für Bildhauerei wurden durch die Deportation der Duldigs nach Australien 1940 abrupt unterbrochen. Nach Internierung im Gefangenenlager konnten sich die Duldigs zwei Jahre später in einem Vorort von Melbourne niederlassen.

Eine Anstellung als Kunsterzieher in Melbourne 1945 und die Errichtung eines eigenen Ateliers für keramische Produktionen 1950 ermöglichten die neue Existenz. In den folgenden Jahrzehnten beeinflussten die Kunst der Aborigines und Tendenzen der Abstraktion Duldigs Arbeiten in Holz, Terrakotta, Ton und Bronze und verschafften ihm Anerkennung und öffentliche Aufträge. Zu seinen Arbeiten aus dieser Periode zählen ein Keramikrelief und Glasfenster für das Holocaust-Mahnmal, ein Raoul Wallenberg-Denkmal und ein Mahnmal für den Sportklub Hakoah in Melbourne. 1986 starb Karl Duldig im Alter von 83 Jahren in Melbourne.

In der Ausstellung kommen neben Beispielen weiblicher und männlicher Akte aus der Zwischenkriegszeit die den Aborigines nachempfundenen rätselhaften Tonmasken und tanzende Figuren aus Bronze unserem Empfinden in besonderer Weise nahe.

Karl Duldig

Plastiken und Zeichnungen

Jüdisches Museum Wien

So-Fr 10-18, Do bis 20 Uhr

Bis 4.Mai

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung