Von den Träumen und der Vergeblichkeit menschlichen Tuns

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Die Theaterkunstwerke des Schweizers Ruedi Häusermann entziehen sich gängigen Beschreibungskategorien. Seine skurrilen, langsamen Bühnenaktionen aus Text, Klang, Bewegung und Objekten sind ein Gebiet für sich.

Ruedi Häusermann (geb. 1948), langer Weggefährte von Christoph Marthaler und wie dieser eigentlich von Haus aus Bühnenmusiker, widersetzt sich auf eigenwillige Weise den Konventionen des Theaters. Die meist wie unfertig oder bloß beiläufig hingehaucht wirkenden minimalistischen und recht rätselhaften szenischen Kompositionen sind von einer scheinbaren Weltvergessenheit und Selbstbezogenheit, dass der Zuschauer mitunter das Gefühl haben kann, in eine Improvisationsprobe geraten zu sein. Seine Darsteller, die in gleichem Maße Schauspieler, Musiker und Bühnenarbeiter sein müssen, sind häufig damit beschäftigt, Klaviere zu präparieren, Kisten aufeinanderzutürmen, Räder, Achsen und Gewichte an Holzstangen zu montieren oder Seile zu spannen. Was nach Häusermanns Willen auch geräuschvoll zu geschehen hat und von einem kaum verstehbaren Gemurmel der so emsig Beschäftigten begleitet wird, das fast ostentativ als nicht für das (doch verstehen wollende) Publikum bestimmt zu sein scheint.

Auch seine jüngste szenische Skizze mit dem unverwechselbar nach Häusermann klingenden Titel "Gang zum Patentamt. Komposition für vier wohlpräparierte Einhandklaviere und Perpetuum mobile mit Texten von Paul Scheerbart“, das im Rahmen der Wiener Festwochen zu Gast ist, vereint alle charakteristischen Elemente einer solch musikalisch-szenischen Sonderschau.

Wie schon so oft widmet sich auch diese Arbeit einer sonderbaren, randständigen, in diesem Fall verschrobenen Existenz, um sie vielleicht der Vergessenheit zu entreißen.

Annäherung an Berliner Poeten

Der "Gang zum Patentamt“ ist eine szenisch-musikalische Annäherung an den Berliner Poeten, Tüftler, Erfinder und Pazifisten Paul Scheerbart (1863-1915). Scheerbart, der nicht nur ein Erbauer fantastischer literarischer Luftschlösser war, ging 1908 daran, das Perpetuum mobile zu erfinden, und das ungehindert der Tatsache, dass mehr als 50 Jahre vorher dessen Unmöglichkeit theoretisch bewiesen wurde. Doch das störte den Bohemien nicht. Genau davon handeln Häusermanns Bricolagen: von den Träumen und der Vergeblichkeit menschlichen Tuns.

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