Warum Leonardo scheitertete

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Sein Traum war der vom Fliegen. Schlussendlich scheiterte Leonardo da Vinci im 16. Jahrhundert jedoch am Versuch, den Flügelschlag der Vögel einfach zu kopieren: "Er war so fixiert auf das Ikarus-Bild, dass er es nicht geschafft hat, sich auf den bewegungslosen Drachenflug zu konzentrieren," weiß Bernd Lötsch, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, um den historischen Fehler des Bionik-Pioniers. Ein anderes Vorbild der Natur verhalf dagegen Igo Etrich 1910 zum Durchbruch in der Aviatik (Flugwesen): Er orientierte sich für sein motorbetriebenes Flugzeug an der Form einer Taube in Gleitflughaltung. Die berühmt gewordene "Etrich-Taube" entstand.

Diesen und anderen Beispielen aus der Welt der Bionik (eine Wort-Kombination aus "Biologie" und "Technik") geht eine Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien auf den Grund. Hinter dem Schlagwort "Bionik" verbirgt sich freilich mehr als das bloße Kopieren der Natur. Es geht in dieser jungen Disziplin um ein "forschendes Lernen vom Lebendigen", weiß Lötsch. Dass es für Zukunftstechnologien durchaus Sinn macht, sich an den überlebenssichernden Prinzipien der Natur zu orientieren, zeigen zahlreiche Beispiele: So gibt etwa die Körperform von Pinguinen wichtige Aufschlüsse über Aerodynamik; die Zehen eines Geckos mit ihren Millionen feiner Widerhäkchen dienen als Vorbild für Kletter-Roboter; und das auf Ultraschall basierende Sonarsystem der Fledermäuse beruht auf ähnlichen Grundlagen wie das von Menschenhand geschaffene Radarsystem. Auch die Photosynthese der Pflanzen hat Vorbildwirkung: So wird diese Art der Nutzung von Sonnenenergie bei der Entwicklung neuer Photovoltaik-Zellen zur Stromgewinnung eingesetzt.

Die multimediale Schau - ein gemeinsames Projekt des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim und des SiemensForums München/Berlin - hat auch einen großen bildungspolitischen Auftrag, ist der Biologe Lötsch überzeugt: "In den Köpfen neue Ehrfurcht vor dem Lebendigen zu wecken. Wir wollen ja dafür sorgen, dass die Natur nicht historisch wird."

bis 19. August

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