Was muss eine Theologin können?

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Ausbildung der Geistlichen

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"Theologische Arbeit ist Dienst,“ sagt Karl Barth: "Gottesdienst und Menschendienst“. Geduldig und kritisch, prophetisch und barmherzig die Tradition mit den stets unvorhergesehenen Ereignissen der jeweiligen Gegenwart in Beziehung zu setzen, das ist meine Aufgabe als Theologin. Weil niemand von selbst in diesem Sinne Theologin wird, braucht es Orte des Lernens. Denn es dürfte, so Barth weiter, "… unweise … sein, wenn der theologische Anfänger, statt in seinen Universitätsjahren gesammelt dem Studium als solchem nachzugehen, sich unruhig maikäfernd in allerlei christliche Aktivitäten stürzt …“ (Einführung in die evang. Theologie, Zürich 1962)

Der akademischen Aufgabe, Studierende vom "Maikäfern“ abzuhalten, hat sich nun allerdings so mancher Professor eifrig verschrieben, weshalb vom kritischen Geist, der in den theologischen Fakultäten und aus ihnen heraus in die Gesellschaft wehen könnte, derzeit wenig zu spüren ist: Man liest, man lernt, man sammelt Punkte, man lässt sich nicht stören. Zum Glück gibt es Ausnahmen: Mitte Juni 2011 teilte der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) der Öffentlichkeit mit, er übernehme fortan das "Vollzugsmonitoring“ bei Zwangsausschaffungen von abgewiesenen Asylbewerbern. Statt die Information hinzunehmen, meldete sich der Zürcher Dogmatiker Pierre Bühler zu Wort: "Ich befürchte, dass der SEK … nun immer mehr auf Seiten der Behörden steht und ihrer systematischen Aushöhlung des Asylgesetzes schweigend beipflichtet.“ (Reformierte Presse vom 8. Juli 2011, 2).

Seit dem Zwischenruf des Universitätstheologen reisst die Debatte über die Rolle der evangelischen Kirche im Asylwesen nicht ab. Sie dürfte für Theologiestudierende ebenso lehrreich sein wie manche ungestörte Vorlesung …

* Die Autorin ist Buchautorin und evang. Theologin in der Schweiz

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