Was uns der Stoff sagt

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Tracht polarisiert: Für die einen ist sie ein Symbol für Tradition, Heimat und Gemeinschaft, für die anderen ein Ausdruck von reaktionärem Gedankengut und Insignie der Musikantenstadl-Volksverblödung.

Othmar Schmiderers Dokumentarfilm "Stoff der Heimat“ beleuchtet das Phänomen von unterschiedlichsten Seiten. Ihre Volksverbundenheit bekräftigende Regionalpolitiker kommen darin ebenso zu Wort wie eine Kulturwissenschaftlerin, für die Tracht und Faschismus eins sind. Aber auch Menschen, die Tracht auf ganz unterschiedliche Weise für sich entdeckt haben: Dazu gehören coole Modemacher, die die traditionelle Bekleidung für junge urbane Schichten aufbereiten, oder eine schwule Schuhplattler-Gruppe, deren Mitglieder trotz ihrer beim herkömmlichen Trachtenträger wenig geschätzten sexuellen Ausrichtung auf bayerische Tracht abfahren. Ein Bekenntnis zur Tracht legt auch der Schauspieler Miguel Herz-Kestranek ab, der sich das Tragen dieser Kleidung durch den (linken) Zeitgeist nicht verbieten lassen will - schließlich wurde seinem jüdischen Vater von den Nazis das Tragen von Tracht verboten.

Abgesehen von einigen Längen am Ende: durchaus sehenswert. (Michael Kraßnitzer)

Stoff der Heimat

A 2011. Regie: Othmar Schmiderer. Stadtkino. 94 Min.

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