Werbung
Werbung
Werbung

In Deutschland hat soeben die Piraten-Partei zwei Prozent der Stimmen ergattert – ohne professionell organisierten Wahlkampf, mit einer Agenda, die darauf zielte, Freiheit im Internet unbegrenzt zu sichern. Zugleich wird der Umgangston zwischen Onlinern und der „alten“, oftmals regulierungswütigen Politik unerbittlicher. Dies hat nicht zuletzt die Debatte um das Internet-Manifest ( www.internet-manifest.de, vgl. auch: www.ejo.ch) gezeigt. Die Missverständnisse zwischen beiden Lagern nehmen zu.

Die Medienexperten Stephan Weichert und Christian Zabel versammelten nun in einem bemerkenswerten Buch 20 Autoren um sich, welche die führenden Köpfe im deutschsprachigen Online-Journalismus porträtiert haben. „Die Alpha-Journalisten 2.0“ (Halem Verlag, 2009) vermittelt Einblicke in die Denkweisen der Blogger-Community, aber auch einen spannenden Überblick zum Stand der Kunst des Online-Journalismus. Die Herausgeber beschreiben süffisant, wie widersprüchlich die großen Medienhäuser noch immer mit dem Web 2.0 umgehen: Zwar gelte praktisch allerorten „online first“, aber in vielen Verlagen „saßen Onliner und Zeitungsjournalisten bis vor Kurzem noch in getrennten Büros, mitunter sogar in unterschiedlichen Stadtteilen“.

Inzwischen herrscht „Fusionitis“: Print- und Internet-Journalisten werden in Newsrooms zusammengepfercht und sollen mehrere Medien bedienen. Damit sind die Onliner nicht länger Außenseiter, sondern im Begriff, die Print-Journalisten in puncto Karrierechancen zu überholen. „Das Internet“, so resümieren Weichert und Zabel, „ist nicht einfach ein neues, höher entwickeltes Medium; vielmehr saugt es alle bestehenden Massenmedien in sich auf.“ Ob allerdings auch die klassischen Tugenden journalistischer Professionalität „mit aufgesogen“ werden – zum Beispiel Akkuratesse und Gründlichkeit bei der Recherche? Zweifel sind und bleiben vorerst berechtigt.

* Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Lugano/CH

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung