Wider das Vergessen

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Das Jüdische Museum zeigt Werke von Georg Chaimowicz.

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Das Jüdische Museum zeigt Werke von Georg Chaimowicz.

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Bildlosigkeit" steht am Ende des Weges von Georg Chaimowicz, zu dessen 70. Geburtstag das Jüdische Museum Wien eine Retrospektive unter dem Titel "Wege im Weg zum Bildlosen" zeigt. Etwa 200 Arbeiten - Graphiken, Gemälde, plastische Werke vor allem aus Drahtgeflecht - zeigen die Entwicklung und die Kontinuität im Schaffen eines Künstlers, für den gesellschaftskritisches Engagement und der hartnäckige Kampf gegen Antisemitismus, Neonazismus und Inhumanität kennzeichnend sind.

1929 im jüdischen Großbürgermilieu Wiens geboren gelang ihm und seiner Familie 1938/39 die Flucht nach Kolumbien, wo Chaimowicz auch seine ersten künstlerischen Studien begann. 1949 kehrte er nach Wien zurück und studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Herbert Boeckl und Sergius Pauser. Der Satz "Aus dem verwöhnten Judenpinkel wird sowieso nix", den er bei der Aufnahmsprüfung zu hören bekam, steht für lebenslange Erfahrungen der Ausgrenzung , die für den Künstler zu einem wesentlichen Thema seiner Arbeiten werden sollten.

Nach Aufenthalten in Paris mietet Chaimowicz ein Atelier in Vence bei Nizza und lebte dann abwechselnd dort oder in Wien. Zum einen zeigt die Schau - nicht immer chronologisch - Ölgemälde der frühen Jahre, sein "Steinernes Selbstporträt - Psalm 129" von 1955, das "Tote Kind" von 1956, dessen todesverzerrter Mund über die dumpfe Wasseroberfläche zu schreien scheint, oder das "Selbstporträt mit Schlange" von 1948 sowie aquarellierte Akte und gekonnt gezeichnete Porträts in Bleistift oder Tusche.

Zum anderen und weitaus umfangreicher vertreten sind Arbeiten auf Papier oder Leinwand, in denen "Die Marschierer", "Der Richter", "Der Soldat" oder "Porträts der Masse" angeprangert und bloßgestellt werden. Diese "Kunstwerke wider das Vergessen", in denen es nicht an Hakenkreuzträgern mangelt, charakterisieren den politischen Künstler Chaimowicz, dessen Engagement zunehmend zu seinem künstlerischen Ziel der Abstraktion und Reduktion in Spannung gerät.Und zuletzt gibt es lediglich kalligraphisch anmutende schwarze Zeichen oder sparsamst gesetzte weiße Flächen als "Richter" oder "Weiße Marschierer". (bis 6. Juni, 1010 Wien, Dorotheerg. 11, Info: 01/535 04 31)

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