"... wie die Figur im Spiele ..."

Es liegt historische Ironie darin, daß die großen Bestände an Flugblättern der Achtundvierziger-Revolution, gesammelt von der k. k. Obersten Polizeibehörde und der Bibliothek des Ministerratspräsidiums, schließlich der damaligen k. k. Hofbibliothek übergeben wurden. Verwahrt in jenem Gebäude, dessen Dach am schicksalhaften 31. Oktober 1848 lichterloh gebrannt hatte.

Dem hochbrisanten Thema widmet die Österreichische Nationalbibliothek eine recht stille Ausstellung "1848: Revolution und Restauration" im Prunksaal. Ohne jedes spektakuläre Element, nur mit dem Anspruch des Authentischen. Die plötzlich auf Hochtouren laufenden Druckpressen lieferten Aufrufe, Manifeste, Verfügungen ebenso wie Satirisches und Populärgraphik, die, meist auf naive Weise, die aktuellen Ereignisse zu dokumentieren trachtete: Kundgebungen, Aufmärsche, Barrikadenkämpfe, sogar die malträtierte Leiche des vom Pöbel ermordeten Kriegsministers Graf Latour.

Die Schau hat ihre Vorgeschichte, sie basiert auf einer Ausstellung, welche die Firma Renner in Langenlois zeigte. Von dort leitet sich der thematische Schwerpunkt her: in der Person des aus Niederösterreich gebürtigen Juristen Alexander Bach, der eine der Schlüsselfiguren des Sturmjahres und des Beginns der Franz-Josephs-Ära wurde.

Zu seiner Zeit umstritten und heftig angefeindet, vollzog dieser Mann die Metamorphose vom Exponenten des neuen Geistes zum hart durchgreifenden kaiserlichen Minister mit den Ressorts Justiz und dann Inneres. In dieser Funktion schuf er als Instrument des Sicherheitsapparates die damals ganz militärisch organisierte Gendarmerie.

Im nächsten Schicksalsjahr, 1859, abgeschoben, beendete Bach seine politische Karriere als Botschafter beim Heiligen Stuhl. Der Rest war Resignation eines einsamen Schloßherrn. "Ich bin ein Architekt, der seinen Bau nicht unter Dach gebracht", sagte er. "Großes gewollt zu haben, bin ich mir bewußt. Der Erfolg wollte nicht gedeihen. Ich war wie die Figur im Spiele, die nur rückwärts gehen darf."

Bis 21. Februar 1999 1010 Wien, Josefsplatz.