"Wirtschaftspresse“ oder "Presseblatt“

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Werden Presse und Wirtschaftsblatt eine Zeitung - eine Presse mit starkem Wirtschaftsteil (eher), ein Wirtschaftsblatt mit starkem Kulturteil (eher nicht) - oder nur ein Content Pool, aus dem beide Titel und noch einige andere der Gruppe je nach Bedarf schöpfen können (sehr wahrscheinlich)?

Auch wenn die Debatte um die Strategie einige prominente Protagonisten verloren hat, bleibt sie ungebrochen aktuell und zeigt ein strukturelles Problem der heimischen Tageszeitungslandschaft auf. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind Konzentration oder zumindest das Nutzen von Synergien Gebote der Stunde. Da die Einnahmen sinken (durch die Digitialisierung von Content fallen Vertriebserlöse weg), die Kosten aber bei insgesamt fast stagnierenden Werbeeinnahmen gleich bleiben, ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit zur strategischen Repositionierung.

Eine Erhöhung der Einnahmen scheint wenig aussichtsreich, also bleibt nur der Versuch die Kosten zu senken. Eben dies hat wohl die Styria im Bereich von Presse, Wirtschaftsblatt und Kleiner Zeitung vor. So vernünftig dies betriebswirtschaftlich ist, so problematisch ist dies demokratiepolitisch. Denn die Reduktion redaktioneller Vielfalt (und wie man leider annehmen muss auch Qualität) in einem der am höchsten konzentrierten Märkte der Welt ist jedenfalls keine Stärkung des Pluralismus.

Wenn es aber betriebswirtschaftlich sinnvoll und zugleich gesellschaftlich unerwünscht ist, bleibt nur der Schluss, dass die Anreizsysteme problematisch gestaltet sind. Es mag ermüdend sein, es zu lesen, aber auch dies ist im Kern ein Auftrag an die Medienpolitik zur Gestaltung von Anreizsystemen, die Vielfalt und Qualität auch betriebswirtschaflich sinnvoll scheinen lassen. Aber wer weiß, vielleicht zielt die Reform der Presseförderung ja genau in diese Richtung?

* Der Autor ist Prof. für Medienwissenschaft an der Uni Klagenfurt

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