Wunderbare glänzende Welt

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Das Kunsthaus Wien ehrt den Wiener Fotografen Andreas H. Bitesnich, der heuer 50 wird. Bekannt wurde er durch Aktfotos, die den Körper als skulpturales Objekt inszenieren.

Gelernt hat er Einzelhandelskaufmann. Und geworden ist er Fotograf, gar einer der erfolgreichsten in Österreich: Andreas H. Bitesnich. Seit 25 Jahren ist der gebürtige Wiener im Geschäft und dieses Jahr wird er 50: Anlass für das Kunsthaus Wien, ihm eine Ausstellung zu widmen. "Andreas H. Bitesnich. 25 Years of Photography“: Schon der Titel in Englisch will keinen Zweifel daran lassen: Hier wird eine internationale Größe gefeiert. Noch ist es zu früh, auf ein Lebenswerk zurückzublicken. Bitesnich steckt ja noch mitten in der Arbeit. Eher lässt sich eine Art Zwischenbilanz ziehen: Was hat der Künstler bisher geschaffen und wohin wird er sich wohl weiter entwickeln?

Immun gegen Veränderung

Der erste Raum der Ausstellung ist sparsam gehängt. Mit Absicht, der Besucher soll, nachdem er die drei Treppen in das obere Stockwerk geschafft hat, erst einmal in Ruhe ankommen. Zu sehen bekommt er Aktfotos. Mit denen wurde Bitesnich Ende des vorigen Jahrhunderts mit einem Schlag bekannt. Aktfotos, die den Körper, den weiblichen wie männlichen, als skulpturales Objekt inszenieren. Alles perfekt komponiert und ausgeleuchtet. Vielleicht kam dem Künstler dabei zugute, dass er nie eine Fotoschule besucht hat. Er hat sich das Handwerk selbst beigebracht, mit umso größerer Obsession. Zielstrebig ging er daran, den Entschluss in die Tat umzusetzen, den er mit 24 Jahren gefasst hatte: Ich will Fotograf werden, wie einst der Großvater.

1998 erschien Bitesnichs erster Fotoband: "Nudes“. 13 weitere sind in der Zwischenzeit gefolgt. Seine jüngste Veröffentlichung, der Ausstellungskatalog, folgt im Übrigen einem anderen Konzept als die Ausstellung. Während der Katalog den Werdegang des Künstlers in chronologischer Abfolge rekapituliert, ist sein Werk im Kunsthaus in thematische Blöcke unterteilt, neben Aktfotografie in Reisefotografie, Portrait und Streetphotography.

Alle diese Genres bedient der Künstler. Und dennoch: Ein Bild gleicht dem anderen, das ist es, was bei einem Gang durch die Ausstellung in erster Linie auffällt. Jedes weist diesen charakteristischen Hang zum Ausschnitt, zur Reduktion, zum harten Kontrast auf. Dies kann man nun positiv werten: Der Künstler hat zu einem eigenen Stil, zu einer unverwechselbaren Handschrift gefunden. Auf Anhieb ist ein Bitesnich-Bild als Bitesnich-Bild zu erkennen.

Man kann darin aber auch ein Manko sehen: Dieser Künstler probiert nie etwas Neues, ist immun gegen Veränderung, zeigt sich unflexibel. Hier kommt jemand von der Studiofotografie - und diesen Blick kann er offensichtlich auch nicht ablegen, wenn er hinaus in die Welt tritt. Auf einer seiner häufigen Reisen nach Indien hat Bitesnich einmal eine alte Frau fotografiert. Wir sehen nur ihr Gesicht. Wieder diese markante Reduktion. Ein Gesicht voller Falten, die durch geschickte Ausleuchtung von der Seite zusätzlich betont werden. Eine Feier der Form.

Warum kein Bruch in den letzten 25 Jahren, hat es ihn nie gereizt, einmal etwas ganz Anderes zu machen? "Ich fotografiere aus einem Instinkt heraus. Das sind ja keine bewussten Entscheidungen. Ich bilde das ab, was mich unmittelbar anspricht“, sagt Bitesnich. Da ist wieder der sympathische Mensch, der ehrlich, fast entschuldigend Antwort gibt. Nicht dass sich Bitesnich nicht auch für die rauen Seiten des Lebens interessieren würde. Im Gegenteil, jedes Jahr macht er ein Charity-Projekt, wie zuletzt für "Licht für die Welt“. Er ist ein sympathischer, sozial engagierter Mensch. Dennoch: Alles setzt er in seine spezifische Bildsprache um, statt die einmal zu variieren, das heißt, dem jeweiligen Sujet anzupassen.

Furchtbar makellos

Kein Staubkorn ist auf seinen Prints. Das ist Bitesnichs Stärke - und auch seine Schwäche. Alles ist wunderbar - oder eben furchtbar makellos. Glatt und glänzend. Seine Porträts zeigen nur die Berühmten aus Kunst und Sport. Beide Seiten bestätigen sich solcherart ihrer Wichtigkeit und Bedeutung. Keine Alltagsmenschen. Etwas Entscheidendes kommt dabei definitiv zu kurz: Welthaltigkeit. Die Bilder faszinieren auf den ersten Blick. Doch einen zweiten oder dritten lohnen sie kaum, dazu fehlt es ihnen an Brüchen und Geheimnis. Seinem Erfolg tut das indes keinen Abbruch. Seinem Erfolg in der Welt der Hochglanzmagazine und der Werbeindustrie.

Andreas H. Bitesnich. 25 Years of Photography

Kunsthaus Wien, bis 9. Juni, täglich 10-19 Uhr, www.kunsthauswien.com

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