Zwei Feinde beschließen die Abschaffung des Krieges

Werbung
Werbung
Werbung

Am Linzer Landestheater wurde die Uraufführung der Oper „Picknick im Felde“ von Constantinos Stylianou nach Fernando Arrabal äußerst freundlich aufgenommen.

Der griechisch-zypriotische Komponist Constantinos Stylianou (geb. 1972), der heute in London lebt, wo er Klavier und Komposition studiert hat, hatte sich als Vorlage für sein Libretto die 1959 in Paris uraufgeführte Anti-Kriegsparabel des einst umstrittenen, doch längst weltweit anerkannten spanischen Schriftstellers und Dramatikers Fernando Arrabal (geb. 1932) ausgesucht. Begonnen hatte Stylianou seine musikalische Laufbahn nach seinen Klavier- und Kompositionsstudien in London als Konzertpianist. In dieser Eigenschaft trat er unter anderem bereits in Wien auf, doch nun führte ihn sein Weg als Komponist nach Linz, wo eine Kooperation des Landestheaters mit Linz 09 die in jeder Hinsicht bestens gelungene Uraufführung seines Werkes ermöglichen half.

Freilich darf man sich keine melodiösen Arien erwarten, fällt doch der Operneinakter der Vorlage gemäß in die Kategorie des absurden Theaters mit vielen grotesken und dissonanten Elementen in Handlung, Sprache und Rhythmus, in Musik und Gesang, wobei auch das ostinate Prinzip Ausdruck findet und so die der dramatischen Gattung eigene Ästhetik ihren Charme entwickeln kann. Szeniker Tobias Ribitzki hat sich sowohl um die deutsche Librettofassung – die Übertragung ins Deutsche stammt von François Smesny – wie um die Feinabstimmung der Befindlichkeiten der dargestellten Figuren verdient gemacht.

Absurde Geschichte

Doch nun zur Geschichte, die sich zwar höchst absurd gibt, aber doch millionenfach widergespiegelte Realität ist: Gefechtspause an der Front. Zapo, ein junger Soldat (Christian Zenker), schiebt Posten. Er fühlt sich schrecklich einsam. Als das Feldtelefon klingelt, bittet er den Captain, ihm doch einen Kameraden zu schicken. Aber daraus wird nichts. Stattdessen besuchen ihn seine Eltern (Cheryl Lichter und Franz Binder, gesanglich eine Klasse für sich) samt rotem Sonnenschirm, Liegestuhl und Plattenspieler. Plötzlich taucht Zépo (Iurie Ciobanu), ein feindlicher Soldat, auf. Zapo nimmt ihn gefangen und posiert für ein Foto. Aber was tun mit ihm? Also wird Zépo freigelassen und zum Picknick eingeladen. Der Himmel (Bühne/Kostüme: Florian Angerer) verdüstert sich. Bomber scheinen im Anflug. Zwei Sanitäter kommen vorbei (Joanna Müller und Siegfried Dietrich), um nach Toten und Verletzten zu suchen. Zapo und Zépo fragen sich indessen, warum sie eigentlich Feinde sein sollten, da sie viele Gemeinsamkeiten entdecken. Sie beschließen daher die Abschaffung des Krieges. Voll Begeisterung singen sie: „So stoppt den Krieg!“ Mutter legt eine Platte auf. Sie tanzen und merken nicht, dass der Kampf wieder begonnen hat. Sie tanzen voll Fröhlichkeit und Freude. Und sterben im Maschinengewehrfeuer.

Anwesenheit der Autoren

Es war ein Theaterabend, der zum Ereignis wurde, weil alles stimmte: Ingo Ingensand leitete mit Sorgfalt das bestens disponierte Bruckner Orchester Linz. Was den Abend außerdem zu einem ganz besonderen machte: Fernando Arrabal und Constantinos Stylianou waren persönlich anwesend.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung