Arbeit und Unzufriedenheit

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Werden wir jemals genug haben? Gibt es einen "stationären“ Zustand des wirtschaftlichen Gleichgewichts oder brauchen wir das beständige Wachstum, damit unsere Gesellschaft zu überlebt? Die ältes-ten Geschichten und Mythen der Zivilisation stellen diese Frage. Die Bibel etwa: Adam und Eva waren nicht einmal mit der sorglosen Harmonie des Garten Eden zufrieden, sondern ergaben sich leichten Herzens der Erbsünde des Konsums (der verbotenen Frucht). Dieser Akt war nicht nur einfach verboten, sondern befriedigte auch keinerlei körperliches Bedürfnis. Sie aßen nicht aus Hunger.

Was aber ist die Strafe dafür? Sie hat viel mit dem Phänomen Arbeit zu tun: Ökonomisch gesehen lädt Adam den Fluch des "Angebots“ auf sich: die Arbeit zur Bereitstellung der Güter wird mühevoll. Eva aber wird dem Fluch der "Nachfrage“ unterworfen (Du wirst begehren, aber Deine Begehren werden nicht die Deinen sein sondern die Beghren des Mannes werden über Dich herrschen).

Das alles geschah in mythischen, biblischen Zeiten, aber was ist heute? Wir suchen heute Antworten auf folgende Frage: Was sagen die Märkte? Was wollen sie, dass wir tun? Die Antwort: Noch effizienter zu sein, noch produktiver, noch konsumtauglicher - der Markt will, dass wir uns seiner Natur annähern. Aber sind wir nicht schon so effizient, produktiv und konsumtauglich, dass es uns schmerzt?

Daran können wir eine unserer menschlichen Haupteigenschaften ablesen - die Unzufriedenheit: Wir streben mit all unserer Arbeit nach einem - auch ökonomisch - paradiesischen Zustand, nach einem von Sorgen befreiten Leben. Aber auf der anderen Seite versuchen wir auch, wieder daraus zu entkommen. Wenn wir aber unsere Unzufriedenheit brauchen - warum beschweren wir uns dann?

Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag

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