Das Vorhandensein von Boxhandschuhen verursacht eher Aggression, Blut und Hass als Zärtlichkeit. In Wahrheit verursachen Boxhandschuhe das Gegenteil. Aggressiv ist zwar der Kampf selbst, aber die Boxhandschuhe machen die Schläge eher weich. Der Zweck von Boxhandschuhen besteht also darin, den Schlag zu erleichtern und zu mildern. Die Boxhandschuhe machen einerseits die Hände schwerer, andererseits aber tut der Schlag nicht so weh. Das Ziel des Boxens (im Schauboxen; Anm.) ist nicht, jemanden zu verletzen, sondern Kräfte zu vergleichen.Mit den Boxhandschuhen können Sie mit voller Wucht
In den Medien findet man immer häufiger Artikel, die das Thema haben: "Wann wird die nächste Blase platzen?" Gemeint sind die Finanzmärkte: Die Aktienmärkte wachsen, und die Marktteilnehmer beginnen, sich Sorgen zu machen über eine "Korrektur", also fallende Kurse. Ein paar Zahlen dazu: Am Vorabend der Krise, am 9. Oktober 2007, erreichte der Standard &Poors-Index 1565 Punkte. Die Zahl war historisch unerreicht.1987, zum Beispiel, lag dieser Index gerade einmal bei 200 Punkten. Innerhalb von 30 Jahren hat sich der Wert der größten gehandelten Unternehmen beinah versiebenfacht. In der
Woraus wird die kommende Krise entstehen? Die Frage ist nicht, ob eine Krise kommt. Die Frage ist, wann sie kommt. Die Frage, ob uns eine neue wirtschaftliche Verlangsamung bevorsteht kann nämlich mit Sicherheit beantwortet werden: Sie wartet bereits auf uns. Wir wissen nur noch nicht wann. Wie der Herbst nach dem Sommer kommt und der Abend dem Tag folgt -alle technologischen Entwicklungen, die Stimmung in der Gesellschaft und in der Ökonomie folgt Zyklen.Es gibt eine Zeit der Saat und eine der Ernte, es gibt eine Zeit des Aufbaus und der Zerstörung. Wir verstehen die ökonomischen Zyklen
Seit 10 Jahren haben wir der Weltwirtschaft künstlich Drogen injiziert, damit sie funktioniert: Nullzinsen. Als das "quantitative easing" begann, wurde argumentiert, man brauche das billige Geld als "Kickstarter" für die Ökonomie. Dieser Ausdruck entsprang der Vorstellung, dass der Patient (die Ökonomie) bereit sei für einen "Kick" und dass das "Kicking" schnell gehen würde -ein-,zweimal Kick, und die Wirtschaft würde wieder von alleine laufen. Nun "kicken" wir schon seit einer Dekade.Zinssätze bestimmen den Preis des Geldes und sie repräsentieren zugleich das Risiko der Zukunft.
Marshal McLuhan sagte einmal, dass die Menschheit mit jedem technologischen Fortschritt auch ihre Fähigkeiten vervielfache, dass aber gleichzeitig unsere biologischen Fähigkeiten abnehmen würden. Dank der Erfindung von Hilfsmitteln und Maschinen wurde der Einsatz unserer Sohlen und Hände tatsächlich veredelt. Weil wir schützende Schuhe benutzen, tut uns das Barfußgehen weh und wir würden so nirgendwohin wandern. Aber es gibt noch aktuellere Implikationen. Die Erfindung eines leistbaren Automobils hat unsere Beine nicht gelähmt, trotzdem fühlt man sich unmotorisiert gewissermaßen
Wasser spielt eine sehr wichtige Rolle in Mythologien. Die Gewässer in diesen Mythologien, sumerischen Anfängen, monotheistischen und nordischen Vorstellungen waren schon immer ein Symbol des vorirdischen Chaos. Aristoteles würde sagen, die schöpferische Potenz, die trächtige Leere, aus der die Formen entstehen (oder evoziert werden).Nach dem Soziologen Zygmunt Bauman kann die aktuelle Zeit als ein Prozess der "Verflüssigung", wie der Prozess des Schmelzens von Feststoff verstanden werden. So hat er es in seinem Werk "Flüchtige Moderne"(engl. "Liquid Modernity") bezeichnet. Dank des
Als die Pharisäer Jesus fragten, was denn wohl das wichtigste Gebot sei, antwortete er ihnen, "Liebe deinen Gott" und "liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Sie wollten ihn wegen des Wortes "Nächster" bloßstellen und fragten ihn, wer ist denn der "Nächste". Und Jesus antwortete ihnen mit dem berühmten Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Ein Fremder, ein Mann ohne Rechte, ein Mann, der sozial geächtet ist, half dem Verletzten, der am Wegrand lag.Dieser Ruf, einen dir fernen Menschen zu lieben, einen schwächeren, der dich nicht bezahlen kann, ist eine wirklich christliche Eigenheit,
Was liegt uns nahe? Was liegt uns am nächsten? Was sehen wir am häufigsten? An wen oder was erinnern wir uns hunderte Male pro Tag? Für viele von uns ist dieser wer oder was -das Nächste - nicht menschlich, sondern ein Apparat: das Smartphone. Es geleitet uns durch das Leben, ist ein Ratgeber, unsere Stimme nach außen, unser Auge in die Welt, unser Gedächtnis, unser Hirn und so weiter. Ich erwarte nicht von jemandem, dass er mehr Zeit mit seiner Familie als mit seinem Telefon verbringt. Es ist übrigens auch für viele von uns das erste, das wir in der Früh berühren und das letzte,
Das bekannteste Softwareprodukt, das eigentlich für unser Zeitalter stehen kann, ist ohne Zweifel Windows, das Produkt der Firma Microsoft. Der Name ist sehr passend, denn dank Windows wurde ein Fenster in die digitale Welt geöffnet. Ein Fenster ist im Wesentlichen ein Loch in einer Mauer, um hinaus zu sehen. Draußen sehen wir in eine andere Welt oder einen anderen Raum. Das Fenster erlaubt uns also etwas zu sehen, ohne tatsächlich draußen sein zu müssen.Ähnlich ist es bei Windows, das uns erlaubt, eine andere Dimension zu entdecken, ohne uns in diese Dimension bewegen zu müssen. Der
Martin Heidegger sagte einst, dass der Mensch auf dem Poetischen gründe. Er meinte damit, dass unsere Heimat in der Interpretation der Welt liegt und nicht in der Welt selbst. Wir leben in der Sprache und die Sprache ist nicht das Ding an sich (das Wort Hund etwa ist nicht ein Hund) sondern ein Symbol. Das eine ist eine echte Welt und das andere ist die Welt der Symbole. Der Myzuos ist nicht etwas, das wahr oder falsch ist, sondern eine Grammatik des Weltsverständnisses. Heidegger ist sicher nicht weit von der Wahrheit entfernt, wenn wir den Binären Code als ein sich wiederholendes,
Ich war schon von frühester Jugend an an beinahe allen Wissensgebieten interessiert. Das machte mich zwar in keinem dieser Felder Theologie, Psychologie, zeitgenössischer Tanz, theoretische Physik usf. zum Experten. Aber es war und ist enorm bereichernd. Warum sollte man auch mit dem, was man in der Schule lernt, das Auslangen finden, oder sich auf jenen Bereich beschränken, den man sich von Berufs wegen gewählt hat.Nun, um es kurz zu machen. In jüngster Zeit beschäftigte ich mich intensiv mit Verschwörungstheorien. Jene, die im Internet kursieren, kenne ich vermutlich alle. Ein
Die Präposition U bedeutet im Tschechischen, dass man sich nicht "in" etwas befindet, sondern nur im Umfeld ist, nebenan. Von dort aus beobachtet man alleine, was drinnen so vor sich geht, aber man nimmt nicht teil. "U EU" klingt eigentlich ganz witzig, aber damit endet der Charme dann auch. Wenn die Tschechische Republik nicht endlich politisch erwacht, werden wir auch noch aus dem gemeinsamen europäischen Zug steigen, mit der Begründung, dass er uns zu schnell fährt.Das Land wäre beispielsweise mit dem Euro besser dran, wir könnten uns vor allem Nerven sparen bei der Festsetzung des
Es ist nicht so schwer, wie es aussieht, ein Millionär zu sein. Eigentlich ist es sogar einfach. Man muss nur seine eigene Währung schaffen. Nehmen wir an, Ihr Name ist Jan, dann schaffen Sie ihre Währung, etwa Jandollars. Sie müssen es nur noch drucken lassen. Ihre Währung wird allerdings erst komplett sein, wenn jemand anders sie anerkennt.Geld, obwohl es gar nicht danach aussieht, beschreibt primär eine Beziehung zwischen uns Menschen. Es macht nur dann Sinn, wenn es in Gesellschaft ist. Wenn es die Grenze zwischen Individuen überschreitet.Geld ist das Gut einer spezialisierten
Als ich von der Hochzeit eines Freundes in Cornwall nach Hause fuhr, brachte er mich zum Flughafen in London. Und dort, auf dem überfüllten Airport beschwerte er sich bitter darüber, dass der Brexit nun auch für die Briten das Reisen erschweren werde. Sogar die großen britischen Zeitungen titelten mit dieser Geschichte.Mir erscheint das ein anschauliches Beispiel dafür, wie Großbritannien darüber erstaunt ist, dass der Brexit das Ziel des Brexit, nämlich die Reise-und Niederlassungsfreiheit einzuschränken, tatsächlich bewirkt. Und zwar auch für Briten. Inhaber eines britischen
Stellen Sie sich vor, Sie gehen von der Arbeit nach Hause und Sie sehen ein kleines Kind hilflos auf Straße liegen. Was würden Sie tun? Ohne Zweifel würden Sie die Polizei rufen, auf die Beamten warten und dann weitergehen, beeindruckt durch das Erlebte. Die Situation ist so klar, dass gar kein moralisches Dilemma bestehen kann. Selbstverständlich würden alle dem Kind helfen. Die Moral (nach Kant "Was soll man tun?") ist derart eindeutig, dass es keine moralische Zweifel geben kann. Der Gipfel der Moral ist also, wenn sich keine moralische Frage mehr stellt. Nicht in dem Sinne, dass sie
In der jüngsten Kolumne ging es um das Licht am Ende des Tunnels (ist es tatsächlich das Licht der Welt oder ist des das Licht des nahenden Zuges?) und die Unmöglichkeit von Voraussagen und Prognosen aufgrund unhaltbarer Modelle. Aber auch eine andere Dimension: Was halten wir denn eigentlich für ein "Licht"? Ist es das reine ökonomische Wachstum, das wir wollen, und wenn wir es erreichen, wird dieses Wachstum dann für alle da sein oder nur für einige wenige? Heute haben wir einen seltsamen Zustand, in dem sich wenige fragen, wohin wir eigentlich steuern. Dieser Mangel wird kompensiert
Es ist eine oft gestellte Frage an Ökonomen: Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels? Und eine beliebte Art darauf zu antworten ist: ja, ich sehe schon Licht, aber ich weiß nicht, ob es nicht von einem entgegenkommenden Zug stammt. Man könnte meinen, dass das ein sehr mittelmäßiger Witz sei, aber wir sollten darüber nachdenken, nicht nur, weil er so häufig gemacht wird, sondern weil er zeigt, wie wir denken. Zunächst brauchen wir nicht sehr lange nachzudenken: Was wir Ökonomen manchmal sagen, ist sehr zweideutig.Wahrscheinlich wird es (optimistisch gesehen) das Licht am Ende des Tunnels
Einst war die Postmoderne gut. Sie zeigte neue Wege der Betrachtung, sie hinterfragte den Scientismus und den Glauben, die Wissenschaft könne alles erklären. Jetzt aber werden die Führungspersönlichkeiten zu Businessmen, die nicht viel mit Werten zu tun haben. Was genau bedeutet Trumps "Let's make America great again"? In welchem Sinne "great again"? Um welche Größe geht es da, um welchen Wert? Die geografische Größe kann es nicht sein, denn die USA sind heute so groß wie immer. Die Größe des Militärapparats? Die USA waren selten in einer stärkeren Position seit dem Kollaps der
Es gibt einen hartnäckigen Witz über das britische Selbstverständnis, dessen Inhalt bloß aus einem Titel der Londoner Times aus den 50er-Jahren besteht: "Über dem Kanal dichter Nebel. Kontinent drei Tage abgeschnitten." Unabhängig davon, ob es diesen Titel je gab, beschreibt er die gegenwärtige Lage: Über der Welt liegt dichter Nebel und Europa befindet sich in Isolation. Nach dem Brexit wendet sich London von Europa ab, Moskau war nie ein besonderer Anhänger der EU (im Gegenteil halten sich Gerüchte, wonach es versucht, Europa zu spalten). Und in den vergangenen Tagen haben wir mit
Donald Trump wird in wenigen Tagen als Präsident der USA angelobt werden. US-Bürger, die auf Bescheidenheit und Intelligenz Wert legen, werden in den kommenden Jahren in einem Gefühl der Schande leben und sie werden mit Resignation kämpfen. Einige Tschechen haben das auch in den vergangenen Jahren erfahren müssen. Aber so, wie wir Tschechen das überleben, werden das auch die Amerikaner tun. Und trotzdem: Wenn ein Phänomen Trump der gesamten EU passiert, dann könnte das auch das Ende der Staatengemeinschaft bedeuten.Es ist ein Szenario, das wir schon des Öfteren erlebt haben. Die
Erinnern Sie sich noch an die Welt von vor zehn Jahren? Die Welt des Jahres 2006 schien so optimistisch wie ein Kind, das sich auf den kommenden Tag freut. Es war die Zeit, in der Europa so ziemlich alles gelang, was es sich vorgenommen hatte. Heute sieht das anders aus. Die Welt scheint in ihren Grundfesten erschüttert. Eine steigende Zahl von Staaten erscheint nun fragil zu sein - und niemand kann die Zukunft abschätzen. Wir haben Griechenland (ökonomisch-politisch-sozialpolitisch), Großbritannien (Brexit) usf.Kurz: Die ökonomische Krise hat mittlerweile die ganze Welt in
Dem US-Erfinder und Zukunftsdenker Ray Kurzweil ist etwas Interessantes aufgefallen: Die Komplexität der Welt wächst exponentiell. Und das unabhängig von Krieg oder Wirtschaftskrise. Man kann die Beschleunigung der Komplexität sogar als über dem menschlichen Einfluss stehend verstehen -als Entwicklung des Lebens selbst. Denn auch diese Entwicklung verläuft exponentiell: Wenn wir die Geschichte unseres Planeten auf einen einzigen Tag komprimieren würden, so Kurzweil, dann wäre die Erde den ganzen Tag über wüst und leer und die Säugetiere würden gerade einmal 20 Minuten vor
Was kann uns das Märchen von Aschenputtel zum Thema Beschäftigung sagen? Klar ist: Sie erledigt ihre Aufgaben in Rekordzeit. Aus Sicht der Mutter ist das schlecht, weshalb sie instinktiv mehr Arbeit hinzufügt. Auch diese Arbeit erledigt sie, wenn auch mit Hilfe der Tauben ("Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen"). Die Tauben haben die Funktion unserer Maschinen.Aber sehen wir es von der Seite der Schwiegermutter, der Autorität: Die eigentliche Bedeutung von Aschenputtels Arbeit ist nicht das Produkt. Die Arbeit ist nur da, um die Stieftochter in Beschäftigung zu halten.
Großbritannien war einmal groß, es war eine globale Supermacht, eine starke Ökonomie, deren Einfluss auf der ganzen Welt zu spüren war. Das ist nicht mehr so. Die Abstimmung über den Austritt aus der EU kann als ein weiterer Schritt auf einem Weg der Schrumpfung gewertet werden. Vor ein paar Monaten wäre Schottland beinahe aus dem Vereinigten Königreich ausgetreten. Der Kampf um die Trennung Nordirlands begleitet meine Generation fast jeden Tag. Zu Beginn des Jahres 2011 nannte die britische Sängerin PJ Harvey ein Album "Let England Shake", als würde sie vorherahnen, welche Krämpfe
Ein kleiner Trost für diejenigen, die der Vulgarisierung der tschechischen Politik mit Groll folgen. Es geschieht nicht nur in der tschechischen Republik, sondern auf der ganzen Welt. Was macht es schon aus, dass die Wahlen in Österreich schließlich noch "gut" ausgingen, wenn sich doch die Hälfte der Gesellschaft einen Vertreter der extremen Rechten in der Rolle des obersten Vertreters ihres Landes vorstellen konnte. Und ob Trump in den Vereinigten Staaten gewinnt oder nicht, er ist ganz offensichtlich in jedem Fall das Beste, was die republikanischen Rechten an politischem Personal
Sie können es selbst versuchen: Stellen Sie sich vor, Sie würden im Mittelalter leben und die einzigen Getränke wären Wasser, Milch, Wein und Bier. Und nun probieren sie Coca-Cola. Vielen von Ihnen wäre der Geschmack plötzlich unangenehm. Das ist das Experiment "trinke Coca-Cola ohne seine ideologische Komponente".Das Wichtige dabei ist, dass die Ideologie dem Coca-Cola Geschmack hinzufügt. Coca-Cola ist zu einem Symbol des amerikanischen Denkens geworden: das Symbol des Kapitalismus, der Freiheit, Jugend, Frische, des Lebens und des Optimismus. Aber dieses Bild trägt wie jedes
Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören", ist eine berühmte Passage des Neuen Testaments über die Versuchung Christi. Es handelt sich um einen moralischen Handel. Gib deine Werte auf und akzeptiere die meinen, und du wirst Ruhm erhalten und die Steine werden sich in Brot verwandeln, sodass der Hunger in der Welt verschwindet. Das ist ökonomische Dominanz über anderen Werten in seiner klarsten Art und Weise. Gib auf dich selbst acht und alles andere wird gelöst werden.Und in der Tat, wenn es nach den täglichen News geht, ist die ökonomische Ideologie
Europa fürchtet sich vor dem Terror. Wir sollten uns aber überlegen, ob wir mit unserer Angst und der Einschränkung der Freiheit nicht dem Terror einen Gefallen tun.
Der Mensch ist der Auffassung, dass die Gesellschaft fair sein sollte. Und es ist sicher richtig, dass der erste intuitive Anspruch an die Gesellschaft Gerechtigkeit ist. So ist das von frühester Jugend an. Der Ausruf "Das ist nicht fair!" ist vermutlich die dringenste Kritik unserer Kinder (der nächstfolgende ist "Du hast es aber versprochen!") Jeder Erwachsene weiß freilich, wie schwer es ist, fair zu sein, manchmal auch unmöglich.Aber in der Kinderwelt, sagen wir unter Brüdern, ist es so, dass es das einzelne Kind glücklicher macht, wenn niemand ein Geschenk bekommt, als wenn der
John Maynard Keynes hat die klassische Theorie auf den Kopf gestellt. Er wies nach, dass die Annahme, wonach ein Markt sich im Gleichgewicht befinde und die "Selbstreinigungskräfte" automatisch dieses Gleichgewicht wieder herstellen würden, nur einen von vielen möglichen Situationen darstellt. Das ist seine Allgemeine Theorie. Er lehrte die Ökonomie, sich Problemen zuzuwenden, welche davor von der ökonomischen Wahrnehmung unterdrückt wurden. Etwa Arbeitslosigkeit. Davor war dieses Phänomen eine "Anomalie" genannt worden. Nun war es das zentrale Thema. Eine deutliche Parallele dazu gibt
Muss sich die Demokratie in Acht nehmen vor undemokratischen Regimen? Müssen wir Angst vor China und seinem Aufstieg haben oder Angst vor Russland? Ich fürchte, dass der Kern dieser Angst sich aus dem Wesen der Demokratie selbst ergibt und nicht aus einer militärischen oder wirtschaftlichen Schwäche. Die demokratische Welt hat Angst vor der undemokratischen Welt. Warum? Weil die demokratische Welt unentschlossen wirkt, weil sie diskutiert, weil sie Angst vor der Welt hat oder einfach Sorgen und diese Sorgen frei thematisiert. Und ergibt sich unsere Angst nicht auch aus unserer Uneinigkeit,
Im Lauf der Geschichte gab es immer Perioden, die von gewissen Wissenschaften oder Glaubensrichtungen bestimmt wurden, in denen auch die größten Fortschritte in diesen Epochen stattfanden. In den vergangenen Jahrzehnten war das die Ökonomie und die Ökonomen hatten so etwas wie die Rolle der Priester und Schamanen alter Zeiten eingenommen.Die Frage, die uns heute beschäftigt, ist: Wer werden die "Priester" einer Zeit sein, welche an die Stelle der Ökonomen treten werden? Wann also wird die Ökonomie an Bedeutung für uns einbüßen? Ich meine, dass die Ökonomen der Vergangenheit und
Ich habe in meiner letzten Kolumne über das seltsame Wechselverhältnis von Gutherzigkeit und Belohnung gesprochen und will hier noch einen - biblischen - Schritt weiter gehen und das Buch Hiob behandeln. Satan fragt den Herrn, ob der gerechte Hiob denn nicht ein angenehmes Leben "für nichts" lebt. Indem er etwa für einen geopferten Bullen zehn als Belohnung bekommt, ist doch sein Opfer die denkbar beste Investition und Hiob wäre dumm, würde er nicht opfern/investieren. Nimm ihm diesen Segen, diese Belohnung weg, sagt Satan, und Hiob hört auf, dir anzuhängen. Oder anders gesagt: Teste,
Es war eine dieser Diskussionsveranstaltungen, an denen man gerne teilnimmt, weil man dort das tun kann, wozu man sich aus Seele und Verstand berufen fühlt: über die Ökonomie und ihre Zukunft zu sprechen und nachzudenken. Auch diesmal war das interessant und befruchtend, vor allem, als gegen Ende der Veranstaltung ein Kollege meinte, ich sei doch naiv. Und ich antwortete darauf, dass ich - selbstverständlich naiv sei! Und dass ich mir diese Eigenschaft auch bewahren wolle, solange ich noch atmen kann. Denn das Naive bereitet auch das Feld für einen Großteil des Optimismus. Und ich
Wir streben doch immerfort danach, oder glauben, es zu tun: Nach dem Paradies, einem Zustand oder Gefühl, in dem uns unumschränktes Glück und Wonne umfließt. So haben wir es gelernt. Vermutlich kennt jede Schöpfungsgeschichte einen solchen Zustand, ein "vor unserer Zeit", eine mythologisch verbrämte Periode der Harmonie. Aber in allen Mythen heißt es, die Menschen hätten diesen Zustand verlassen.Die Gründe dafür variieren oder sind manchmal gar nicht überliefert. Wir können also nur darüber spekulieren. Und doch dürfen wir annehmen, dass die Motive für diesen Akt auf der
Unabhängig davon, wie präzise die mathematischen Modelle der Ökonomie sind, müssen wir doch immer wieder erkennen, dass ihre Resultate nur auf einem Bein stehen, weil wir entscheidende Werte übersehen, jene Werte, die nicht gezählt und gemessen werden können. Die Verwirrung unserer Modelle bedeutet auch, dass wir weder eine gegenwärtige noch eine zukünftige Entwicklung voraussagen können. Wir müssen also die Unsicherheit zugeben und uns Reserven für unerwartete Ereignisse schaffen. Genau das Gegenteil ist in den vergangenen Jahren aber geschehen.Ökonomen sind nicht wertneutral,
Freude ist ein seltsamer Zustand, wenn man sie überhaupt als einen Zustand bezeichnen kann. Es ist vielmehr ein Prozess, in dem nicht das Gefühl an sich, sondern Änderungen des Lustgefühls wahrgenommen werden. Weiters zeigt die Forschung, dass wir Verlust intensiver wahrzunehmen scheinen als Gewinn. In letzter Zeit gibt es vermehrt Publikationen zu diesem Thema, etwa den Bestseller der Ökonomen und Philosophen Robert und Edward Skidelsky: "Wieviel ist genug?" Ich würde das zunächst gerne aus theologischer Sicht beleuchten. Im Reich des Religiösen, in jenem der Phantasie und unserer
Wir sollten auch in den schwierigen Zeiten, auf die wir nun ökonomisch zusteuern nicht vergessen, dass es der Euro war, der einen ökonomischen Krieg innerhalb Europas verhindert hat. Dieser Krieg hätte in einem Abwertungswettbewerb der Nationen bestanden, der nach dem Motto,"wenn schon Raub, dann Raub beim Nachbarn" gelaufen wäre. Ich glaube, dass, wenn diese Erkenntnis sich durchsetzt, der Euro in fünf jahren nicht mehr die Schuld für all das auf sich nehmen muss, das in den ersten Jahren der Währungsunion schief lief. Wie wird es also weitergehen? Da die nationalen Regierungen sich
Die europäische Integration wurde sehr lange wirtschaftlich gesehen. Das ist einerseits verständlich, aber es hat seinen Preis im Augenblick, in dem eine Rezession kommt. Wir sehen das deutlich an den Wahlergebnissen dieser EU-Wahlen. Sofort wird der Sinn der Integration in Frage gestellt. Kein anderer Wirtschaftsraum, weder die USA noch Russland, China, Japan oder Indien, sind in dieser Situation auf die Idee gekommen, wegen der Krise in kleinere Einheiten zu zerfallen.Natürlich - keiner dieser Räume versteht sich primär als Wirtschaftsraum, sondern als Nation. Wir kommen zum kuriosen
Ende Mai wird Europa ein neues EU-Parlament wählen. Es ist eine wichtige Wahl, und trotzdem werden viele Bürger nicht an ihr teilnehmen. Tatsächlich sind viele Menschen in Österreich aber auch in der tschechischen Republik enttäuscht von der Politik. Aber jene, die nicht wählen, sollten sich bewusst sein: Sie wählen -und zwar noch mehr als die teilnehmenden Wähler: Indem sie nämlich nicht wählen, senden sie keine negative, sondern gar keine Botschaft an irgendjemanden. Arithmetisch ist das so: Wenn die Hälfte der Wahlbevölkerung zu Hause bleibt, bekommen die Stimmen jener, die
Die Schulden sind das nachhaltigste Erbe der Krise. Sie werden auch wieder im Zentrum der innerösterreichischen Diskussion stehen, wenn die Regierung in den kommenden Wochen ihr Budget vorstellt. Anlass genug, sich mit der Schuldenthematik einmal näher auseinanderzusetzen. Zunächst müssen wir eingestehen, dass wir eigentlich unfähig sind, dieses Problem, Schulden, zu lösen.Und dass der Ausweg, den wir uns selbst anbieten, darin besteht, Schulden mit noch mehr Schulden zu bekämpfen, so wie man Feuer mit noch mehr Feuer bekämpfen kann. Aber ist das auch richtig gedacht? Indem wir mit
Karl Marx’ Kritik am System des Kapitalismus beruht vor allem auf einer moralischen Kritik, nicht auf einer Kritik der Leistungen des Systems selbst. Marx gibt das ja auch zu. Selbst die Ärmsten leben heute reicher als die Könige des Mittelalters. Wir leben länger, gesünder, unter weniger Schmerzen. Mit Einschränkungen gilt das für ganz Westeuropa. Dennoch findet die marxistische Kritik immer noch Anhänger und zwar aufgrund des Gefühls, dass das System uns irgendwie be- oder unterdrückt, uns etwas nimmt, und die Persönlichkeit raubt, und dass es unfair ist.Doch dieses Gefühl, "in
Unsere Welt ist geleitet von der Ansicht, dass Fragen beantwortet werden sollten, dass also jedes Fragezeichen am Ende seine Erfüllung in einem Ausrufezeichen findet, in einer korrekten Antwort, einer Deadline, einer Form von Erlösung. Einfach gesprochen, eine finale Lösung, auf die sich idealerweise alle verständigen können. Das ist das Seltsame: Wir empfinden - symbolisch gesprochen - das Fragezeichen als Zeichen der Unwissenheit. Meist ist aber das genaue Gegenteil der Fall. Das Fragezeichen muss zwangsweise am Beginn unserer Weisheit stehen. Erst die Frage lässt unsere Gedanken,
Es wird oft behauptet, dass das Böse das Gegenteil des Guten sei. Das Bild dazu ist das der gegensätzlichen Pole, vor das Gute wird einfach ein Plus und vor das Böse ein negatives Vorzeichen gesetzt. Mathematisch würden Gut und Böse also null ergeben oder neutral sein. Diese eingängige mystische Kombination reduziert die Theologie auf das Niveau eines Kindergartens, und trotzdem wird sie so oft auch von Erwachsenen benutzt, dass man beinahe von einem "Zivilisationsglauben sprechen könnte“. Was aber, wenn der größte Feind des Guten nicht das Böse wäre, sondern das Bessere? Eine
Es ist so eine Sache mit Krisen. Wir wissen, dass sie uns helfen können, wenn wir entsprechend handeln. In der Zeit der Seuchen haben wir beispielsweise gelernt, dass wir unsere Hände waschen sollten. Aber diese positiven Lehren sind nicht immer offensichtlich. Manchmal passiert das Gegenteil. Dann suchen Menschen in Zeiten von Seuchen und Krisen nach Sündenböcken für das Elend. Realitäten spielen dabei keine Rolle, da ja die Mehrheit darüber entscheidet, woran man glauben soll. Griechenland, der Euro - alle spielen so ihre Rolle.Es ist die Zeit der Mythen. Der Weltbank-Ökonom Indermit
Die stille Revolution, die wir auch Europäische Union nennen, hat uns unglaublich reich gemacht. Wir leben in einer Welt, die sogar die romantischsten Phantasien übertrifft, die wir Europäer je zu träumen gewagt haben. Am Beispiel Europas sieht man, dass Revolutionen nicht immer blutig oder dramatisch sein müssen. Dass sie friedlich und still vor sich gehen können. Man könnte an die 68er-Revolution denken "make love, not war“ und sie auf die EU ummünzen: "make trade, not war“. Dieses Experiment ist gelungen. Statt eines Austauschs von blutigen Schlachten und Kriegen zwischen den
Als die Menschheit noch jünger war, glaubte sie an das Konzept des Göttlichen Lenkers. Dieses Konzept wurde ersetzt durch den Glauben an die Unsichtbare Hand der Märkte. Nach der liberalen Lehrmeinung darf der Lenker nicht gelenkt werden. Diese Freiheit der Märkte, das "Laissez-faire“, ist das Mantra der Hardcore-Ökonomie. Also: Misch dich so wenig wie möglich ein - und vor allen Dingen nicht moralisch. Das Konzept hat allerdings einen Pferdefuß: Die unsichtbare Hand der Märkte verfügt zwar über eine adlergleiche Sehkraft wenn es um die Ökonomie geht, sie ist jedoch blind, was den
John Stuart Mill fragte schon 1846 die entscheidende Frage: "Wo liegt der ultimative Punkt, zu dem die Gesellschaft durch industriellen Fortschritt vordringen kann? Wenn der Fortschritt aufhört, in welchem Zustand wird er die Menschheit zurücklassen?“ John Maynard Keynes setzte große moralische Erwartungen in die Ökonomie - er glaubte, der zunehmende Reichtum würde einen "neuen Adam“ hervorbringen, einen Menschen mit vollkommen geänderter Moral. Keynes schrieb das 1931 und er glaubte, dass die Wirtschaftsfrage innerhalb von hundert Jahren "gelöst - oder zumindest einer Lösung
Werden wir jemals genug haben? Gibt es einen "stationären“ Zustand des wirtschaftlichen Gleichgewichts oder brauchen wir das beständige Wachstum, damit unsere Gesellschaft zu überlebt? Die ältes-ten Geschichten und Mythen der Zivilisation stellen diese Frage. Die Bibel etwa: Adam und Eva waren nicht einmal mit der sorglosen Harmonie des Garten Eden zufrieden, sondern ergaben sich leichten Herzens der Erbsünde des Konsums (der verbotenen Frucht). Dieser Akt war nicht nur einfach verboten, sondern befriedigte auch keinerlei körperliches Bedürfnis. Sie aßen nicht aus Hunger.Was aber ist