Ein kleiner Trost für diejenigen, die der Vulgarisierung der tschechischen Politik mit Groll folgen. Es geschieht nicht nur in der tschechischen Republik, sondern auf der ganzen Welt. Was macht es schon aus, dass die Wahlen in Österreich schließlich noch "gut" ausgingen, wenn sich doch die Hälfte der Gesellschaft einen Vertreter der extremen Rechten in der Rolle des obersten Vertreters ihres Landes vorstellen konnte. Und ob Trump in den Vereinigten Staaten gewinnt oder nicht, er ist ganz offensichtlich in jedem Fall das Beste, was die republikanischen Rechten an politischem Personal hervorzubringen vermögen.
In der New York Times gab es in der vergangenen Woche einen interessanten Überblick über das Auftreten von extremen Politikern und ihren Parteien in den europäischen Parlamenten. Ergebnis: Die Anzahl der Mandatare, die eine aggressive rechte Rhetorik vertreten, wird überall mehr und mehr. Die einzigen Länder, die es geschafft haben, dieses Phänomen zu vermeiden, sind Spanien und Portugal. Jene Länder, die den größten Anteil parlamentarischer Radikalisierung seit 1999 erlebt haben, sind hingegen Ungarn, die Schweiz und Österreich.
Versuchen wir es einmal umgekehrt zu sehen: Was bedeutet es, dass eine sehr knappe Mehrheit der Bürger einen österreichischen Präsidenten gewählt hat, der der Welt ein tolerantes und grünes Österreich zeigt? Die Hälfte der Wähler wird weiterhin den Wunsch hegen, einen Vertreter der extremen Rechten zu haben.
Vor ein paar Jahren waren wir noch verwirrt darüber, wie es möglich war, dass in so vielen Ländern Europas der Nazismus und Faschismus gewannen. Aber gemessen an dem Heute unserer Politik: Ist es wirklich unvorstellbar? Lassen Sie uns nur hoffen, dass wir uns alle nicht noch einmal wundern müssen.
Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag
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