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John Maynard Keynes hat die klassische Theorie auf den Kopf gestellt. Er wies nach, dass die Annahme, wonach ein Markt sich im Gleichgewicht befinde und die "Selbstreinigungskräfte" automatisch dieses Gleichgewicht wieder herstellen würden, nur einen von vielen möglichen Situationen darstellt. Das ist seine Allgemeine Theorie. Er lehrte die Ökonomie, sich Problemen zuzuwenden, welche davor von der ökonomischen Wahrnehmung unterdrückt wurden. Etwa Arbeitslosigkeit. Davor war dieses Phänomen eine "Anomalie" genannt worden. Nun war es das zentrale Thema. Eine deutliche Parallele dazu gibt es in der Welt der Physik. Einstein hat dabei nachgewiesen, dass die Newton'sche Physik nur ein spezieller Fall seiner "Allgemeinen (Relativitäts)-Theorie" war. Dieser spezielle Fall reicht für das irdische Leben als Beschreibung aus und selbst dafür, zum Mond zu fliegen.

Wenn aber unser Bewusstsein (dank neuer Theorien) und Visionen (Teleskope) sich dem Universum zuwendet, dann reicht Newton nicht mehr aus. Seine Theorie wäre irreführend, weil sie das ontologische Verständnis von Zeit, Raum und Materie ausspart. Es gibt also zwei Wirklichkeiten, je nach der Methode, die wir anwenden. Die Parallele lässt sich fortsetzen. "Gott würfelt nicht", hat Einstein gesagt und damit den Konflikt zwischen Zufall und Wahrscheinlichkeit thematisiert und eigentlich den einen Glauben (die universale Möglichkeit Gottes) gegen einen zweiten Glauben (das Quantenchaos) gesetzt. In der Physik wie in der Ökonomie geht es sehr viel um Glauben.

Wenn das einmal erkannt würde, müsste es besser sein, die Ökonomie mit vielen verschiedenen Zugängen und Erkenntnissen zu lehren, als einem reinen Glauben anzuhängen und an den "Anomalien" der Wirklichkeit zu scheitern.

Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag

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