Der Trumperismus Europas

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Donald Trump wird in wenigen Tagen als Präsident der USA angelobt werden. US-Bürger, die auf Bescheidenheit und Intelligenz Wert legen, werden in den kommenden Jahren in einem Gefühl der Schande leben und sie werden mit Resignation kämpfen. Einige Tschechen haben das auch in den vergangenen Jahren erfahren müssen. Aber so, wie wir Tschechen das überleben, werden das auch die Amerikaner tun. Und trotzdem: Wenn ein Phänomen Trump der gesamten EU passiert, dann könnte das auch das Ende der Staatengemeinschaft bedeuten.

Es ist ein Szenario, das wir schon des Öfteren erlebt haben. Die Große Depression der 30er Jahre kratzte an Amerikas System, aber nur in Europa führte die wirtschaftliche Depression gepaart mit den politischen Dämonen zu einem Weltkrieg.

Ähnliches geschah in der Finanzkrise. Sie begann in den USA, sie kratzte dort an der Oberfläche des Systems. Aber erst in Europa begann die große Zerstörung, die letztlich den Euro ins Taumeln brachte und mit dem Brexit ein Szenario verwirklichte, dessen Wirkung wir noch gar nicht abschätzen können. Allen, die meinen, dass die Abspaltung Großbritanniens ohnehin glimpflich über die Bühne gegangen sei, sei gesagt: Diese Abspaltung hat noch nicht einmal in Ansätzen begonnen. Wer sich fragt, welche Gefahren es denn gebe, der braucht nur die britischen Tageszeitungen aufzuschlagen und zu lesen.

Wenn Marine Le Pen also in Frankreich gewinnt und die 5-Sterne-Bewegung in Italien und die Alternative für Deutschland bei den Bundestagswahlen einen großen Erfolg feiert, stehen wir vor einem End-Szenario. Trumps Slogan "Make America great again" steht in Kontrast zu den europäischen Trumperismen, deren Motto "Make Europe small again" lautet. Während Trump ankündigt, die USA wieder zu vereinen, führte der Weg Europas zu seiner Teilung.

Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag

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