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Es wird oft behauptet, dass das Böse das Gegenteil des Guten sei. Das Bild dazu ist das der gegensätzlichen Pole, vor das Gute wird einfach ein Plus und vor das Böse ein negatives Vorzeichen gesetzt. Mathematisch würden Gut und Böse also null ergeben oder neutral sein. Diese eingängige mystische Kombination reduziert die Theologie auf das Niveau eines Kindergartens, und trotzdem wird sie so oft auch von Erwachsenen benutzt, dass man beinahe von einem "Zivilisationsglauben sprechen könnte“. Was aber, wenn der größte Feind des Guten nicht das Böse wäre, sondern das Bessere? Eine Idee von etwas, das mehr als bloß gut ist? Dieser Standpunkt entspricht unseren Gefühlen eigentlich mehr. Er beinhaltet auch die Idee, dass das Bessere das Gute im Moment seines Entstehens in etwas Schlechteres verwandelt. Also beispielweise: Uns geht es gut, aber den Österreichern geht es besser, also geht es uns eigentlich schlecht. Dazu kommt: Wir können das Gute schwerlich in einer absoluten Form wahrnehmen. So nimmt man den Zustand von Schmerz wesentlich intensiver wahr als den Zustand des Wohlbefindens. Umso leichter fällt es uns, das Wohlbefinden für ein höheres Ziel aufzugeben. Die größten Grausamkeiten passierten tatsächlich im Sinne eines Versprechens für etwas Besseres, unabhängig davon, ob damit persönliche, nationale oder kulturelle Entwicklung gemeint war. Das beginnt schon mit der Geschichte des Gartens Eden. Er war das Paradies, also gut, aber doch nicht gut genug für Adam und Eva. Der Sündenfall passierte nicht, weil sie nach dem Bösen verlangten, sondern nach dem Besseren. Hier schließen die Motivationsreden unserer Vorstände an. "Dieses Jahr war gut, aber Sie wissen doch, dass das Gute der Feind des Besseren ist.“ Also arbeiten wir mehr, besser, härter. So gesehen ist es also ganz natürlich, dass das Gute und das Bessere in Gegensatz zueinander stehen.

Der Autor ist Professor für Ökonomie an der Karlsuniversität Prag

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