Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören", ist eine berühmte Passage des Neuen Testaments über die Versuchung Christi. Es handelt sich um einen moralischen Handel. Gib deine Werte auf und akzeptiere die meinen, und du wirst Ruhm erhalten und die Steine werden sich in Brot verwandeln, sodass der Hunger in der Welt verschwindet. Das ist ökonomische Dominanz über anderen Werten in seiner klarsten Art und Weise. Gib auf dich selbst acht und alles andere wird gelöst werden.
Und in der Tat, wenn es nach den täglichen News geht, ist die ökonomische Ideologie die umfassendeste Religion dieser Tage geworden. Begabte Händler, mit Händlerlogik, sind in politischen Funktionen und schlagen einfache Lösungen vor. Demokratien werden nun von Populisten heimgesucht, sogar in den angeblich besten Demokratien der Welt in den USA und Großbritannien. In den USA sind es nun die Republikaner, die eigentlich nicht wollen, dass ihr Kandidat gewinnt und in Großbritannien hat David Cameron den Weg zu einem Referendum frei gemacht, gegen das er nun eigentlich zu Felde ziehen muss. Manche Demokratien sind sogar ihre eigene Toleranz und ihre Offenheit leid, die sie so oft als entscheidendes Charaktermerkmal ausgewiesen haben.
So wie es gewöhnlich der Fall in unserer reichen Welt ist, liegt das Problem in der selbstauferlegten Reich des Gegensatzes der Sehnsüchte. Unser christlich-humanistisch-europäischer Imperativ schlägt sich mit der ökonomischen Wachstums-Sicherheits-Ideologie. Und dann gibt es jene, die uns versprechen, sie könnten diesen unauflöslichen Widerspruch überbrücken. Das sind die Populisten. Sie sind so gesehen vielleicht eine Gefahr für die Demokratie wegen ihrer fehlenden Demokratie, vielleicht aber auch umgekehrt - weil sie mit ihrer Demokratie zu weit gehen.
Der Autor lehrt Ökonomie an der Karlsuniversität Prag
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