Liebe dein Nächstes (Phone)

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Was liegt uns nahe? Was liegt uns am nächsten? Was sehen wir am häufigsten? An wen oder was erinnern wir uns hunderte Male pro Tag? Für viele von uns ist dieser wer oder was -das Nächste - nicht menschlich, sondern ein Apparat: das Smartphone. Es geleitet uns durch das Leben, ist ein Ratgeber, unsere Stimme nach außen, unser Auge in die Welt, unser Gedächtnis, unser Hirn und so weiter. Ich erwarte nicht von jemandem, dass er mehr Zeit mit seiner Familie als mit seinem Telefon verbringt. Es ist übrigens auch für viele von uns das erste, das wir in der Früh berühren und das letzte, bevor wir schlafen gehen. Wir gehen damit zur Arbeit, ins Kino, zum Bier, zu einem Rendevous und auch auf die Toilette. Unser Nächster ist also unser Telefon. Es ist unsere Waffe, unser Instrument und unsere Freude.

Gleichzeitig leben wir in einer immer steriler werdenden Zeit. Es ist auch nicht erwünscht, jemanden politisch oder religiös zu berühren. Und körperlich auch nicht.

Hingegen wird dieser Mangel an zwischenpersönlicher Berührung kompensiert durch massenhafte Berührung des Touchscreens.

Manchmal habe ich den Eindruck, man nimmt das Handheld nur zur Hand, um sich zu vergewissern, dass in der Welt alles in Ordnung ist. Das erinnert ein wenig an Tolkiens Golum, der seinen Schatz in der linken Hand hält und es mit dem rechten Zeigefinger berührt, um es zu streicheln. Es ist sein Liebling, den er liebt und der ihn unsichtbar macht und ihn Wunder vollbringen lässt. Der heutige Mensch hat keinen magischen Ring, er hat ein glamouröses Tablet. Obgleich uns das eben nicht wunderbar unsichtbar macht, sondern wunderbar sichtbar.

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