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Eines der Ziele der Genforschung ist die Identifikation des "Todesgens", um den Menschen wenn schon nicht ewiges, so doch möglichst langes Leben zu verschaffen, und das bei bestmöglicher Gesundheit. Dafür stellen amerikanische Millionäre im fortgeschrittenen Alter viel Geld zur Verfügung.

Nach der biblischen Überlieferung wäre dies allerdings nicht viel mehr, als die Wiederherstellung eines Zustandes, der in früheren, "besseren" Zeiten bereits vorhanden war: Methusalem starb, so steht es in Genesis 5,27, im Alter von 969 Jahren. Abraham wurde nach Genesis 25,8 bei bester Gesundheit immerhin noch 170 Jahre, und sein Sohn Isaak starb erst "in gesegnetem Alter, betagt und lebenssatt" mit 180, bevor er zu seinen Vätern versammelt wurde.

Von Nestor, einer aufgrund seiner Weisheit und Beredsamkeit hervorragenden Persönlichkeit der homerischen Epen, der "schon zwei Menschenalter gesehen hat", wie in der Ilias 1,250 berichtet wird, weiß man freilich auch von einer negativen Erfahrung, die man im Laufe eines so langen Lebens macht, auch wenn man ohne Siechtum alt wird: Nestor war nach der Überlieferung der Ilias (1,262 ff.) der erste, der aufgrund seines hohen Alters in Kenntnis eines langen Stücks Geschichte zur Einsicht kam, dass "die alten Zeiten bessere gewesen" seien.

Heute scheinen zum gleichen Ergebnis nicht nur ältere, sondern schon jüngere Menschen nach einer gewissen Lebenszeit zu kommen, wie diverse Aussagen vermuten lassen. So gesehen haben der "göttliche" Achilles und später (dessen Beispiel folgend) Alexander, der Große, in ihrer Entscheidung für ein kurzes ruhmvolles gegen ein langes durchschnittliches Leben mehr Weisheit bewiesen, als heute Gentech-Befürworter.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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