Der Health Impact Fund: Medikamente für alle

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Zwei Bedürfnisse sollte die Pharmaindustrie in der Welt befriedigen, so Aidan Hollis und Thomas Pogge in ihrem Buch "The Health Impact Fund": Sie sollte Pillen entwickeln, die für die globale Gesundheit wichtig sind, und sie sollte es ermöglichen, dass alle Leute Zugang dazu haben.

Das jetzige System läuft in eine andere Richtung: Die Firmen stecken 90 Prozent ihrer Forschungsmittel in zehn Prozent der Krankheiten - jene Krankheiten, an denen vor allem reiche Menschen leiden und die sich diese Medikamente (gegen Akne, Haarausfall etc.) auch leisten können. Viel Geld wird derzeit in das Marketing der Pillen investiert, weil sich so Marktanteile effektiv steigern lassen. Und das Kopieren von Blockbuster-Medikamenten ist eine bewährte Strategie, verspricht sie doch hohe Gewinne bei einem Minimum an Forschungsaufwand. Entsprechend wenig innovativ sind diese "Me-Too-Drugs" dann aber auch. Offensichtlich erfüllen die Pharmafirmen ihren Zweck nicht: Sie verbessern die globale Gesundheit nicht. Sie deshalb als "böse" zu verurteilen, halten die Autoren jedoch für falsch. Es seien die Rahmenbedingungen, die falsche Anreize schafften. Diese wären denn auch zu ändern. Konkret schlagen sie die Errichtung eines Health Impact Fund vor - eines (vorerst) mit sechs Milliarden Dollar pro Jahr dotieren Fonds, der Firmen für die konkreten gesundheitlichen Auswirkungen ihrer Medizin-Produkte finanziell belohnt. Die Medikamente sollen dabei zum niedrigstmöglichen Kostenpreis an die Kranken abgegeben werden, wodurch sie sehr viel mehr Menschen zugute kommen würden.

Das Konzept ist faszinierend, weil es die Regeln des Marktes nicht ausschalten, sondern den Markt lediglich neu dirigieren will. Gleichzeitig ist es so revolutionär, dass die Autoren wohl noch sehr viel Erklärungsarbeit werden leisten müssen, um den Fond auch realisieren zu können. (TM)

Das (englische) Buch "The Health Impact Fund" gibt es zum freien Download unter: www.healthimpactfund.org

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