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Das neoliberal-individualistische Weltbild der letzten Jahre hat sich an die Botschaft geklammert: Niemand hat je eine Gesellschaft gesehen. Nur Individuen handeln. Der Blick auf das Ganze ist bloß Selbsttäuschung.

Neuerdings gibt es schöne Beispiele dafür, dass die Logik einer Handlungssituation für Einzelentscheidungen höchst relevant ist. Anders formuliert: Wenn man die Menschen in bestimmte Arrangements – mit bestimmten Anreizen – versetzt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie auf bestimmte Weise handeln.

Erstes Beispiel: Erstmals wird das Doping-Thema anders diskutiert, nicht mehr wie früher – das seien unanständige Menschen, Ausreißer. Heute heißt es: Machen wir uns nichts vor, alle tun es. Wenn man weiß oder vermutet, dass es alle tun, kann man entweder mitmachen oder sich selbst in die Erfolglosigkeit manövrieren.

Zweites Beispiel: Die Krise zeigt, dass die Einheit von Unternehmens- und Managerinteresse keineswegs gegeben ist. Wenn man Bilanzen so gestaltet, dass Prämien und Boni maximiert werden, ist dies interessanter als die langfristige Unternehmenszukunft, an der man selbst ohnehin nicht mehr beteiligt sein wird. Rausholen, solange es geht. Machen alle.

Drittes Beispiel: Was immer vermutet und als Schwarzes-Schaf-Problematik abgehandelt wurde, lässt sich generalisieren. Wenn im öffentlichen Bereich eine größere Transaktion stattfindet, dann beteiligt die politische Klasse sich selbst und gute Freunde – über Provisionen, Consulting-Gebühren und andere nicht nachweisbare Leistungen. Wenn das Gefühl entsteht, dass es ohnehin alle tun, dann tun es alle – und das Korruptionsniveau steigt.

Sport, Wirtschaft, Politik. Es ist eine Frage der Situationslogik und der Anreizstrukturen. Es sind nicht nur Erzengel unterwegs; also muss man Systeme bauen, bei denen anständige Menschen nicht die Dummen sind.

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