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Religion verliert an Bedeutung für die Menschen? Jedenfalls, so ist in neuesten Umfrageergebnis-Veröffentlichungen zu lesen, sei Religion nur noch für 46 Prozent der Österreicher insgesamt und gar nur für 35 Prozent der Menschen mit höherer Bildung ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens (Integral Marktforschung, September 2004). Und: in den vergangenen 30 Jahren habe sich der Anteil der regelmäßigen Gottesdienstbesucher auf zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung mehr als halbiert (IMAS).

"Apokalyptische Spießer" - um es mit einem Epitheton des Zukunftsforschers Matthias Horx auszudrücken - werden nicht widerstehen können, solcherart Ergebnisse zum Anlass zu nehmen, ihre Depressionen auf die Welt oder im konkreten Fall auf die Kirche, besonders die römisch-katholische, zu projizieren.

Die Daten lassen sich aber durchaus auch innovativ-ökonomisch interpretieren: Sagen wir, ein Religiöser braucht durchschnittlich zehn Minuten fürs Innehalten, Meditieren oder gar Beten täglich, dann bringt ihm das, wenn er nicht mehr religiös ist, glatt 70 Minuten in der Woche, mindestens fünf Stunden im Monat, macht im Jahr siebeneinhalb Arbeitstage. War der Religiöse vorher auch ein regelmäßiger Gottesdienstbesucher, erhöht sich der Zeitgewinn (ohne Berücksichtigung des Kirchwegs und des Plauscherls am Kirchplatz) um mindestens weitere 60 Stunden (Feiertage mitgerechnet) bzw. wieder siebeneinhalb Arbeitstage. Das sind insgesamt dann drei Arbeitswochen (oder 15 Feiertage).

Die Umfrageergebnisse müssten also eigentlich, vor allem im Zusammenhang mit der Diskussion um die Abschaffung von Feiertagen, allerorten als gute Botschaft gehört werden: Religion ist jedes Standorts stille Reserve.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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